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News: Die Sprache der Fernsehnachrichten

Schon seit längerer Zeit zeichnet sich ab, dass sich die Privatsender und die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten immer ähnlicher werden. Das betrifft nicht nur das Programmangebot, sondern spiegelt sich auch in viel kleineren Details wider. So hat sich selbst die Sprache der Nachrichtensendungen auf ein ähnliches Niveau eingependelt.
Als 1950 die ARD und einige Jahre später das ZDF entstand, kannten die Zuschauer noch Sendeschluss und Testbild. Wildes Programm wechseln und Werbepausen dagegen lagen noch weit in der Zukunft. Ab Mitte der 80er Jahre machten die privaten Fernsehsender den Öffentlich-rechtlichen ernst zu nehmende Konkurrenz: Sie machten alles anders und hatten auch noch Erfolg damit. Zuschauermassen und Werbekunden besonders im Unterhaltungssektor sprachen für sich.

Die Domäne der Öffentlich-rechtlichen blieben zunächst die Informationssendungen. Doch beide Seiten glichen ihr Angebot zunehmend den Konkurrenten an: Talk-Shows, Soap Operas und Boulevard-Magazine hielten nun auch bei den Öffentlich-rechtlichen Einzug, die Nachrichtensendungen der Privaten wurden nach öffentlichem Vorbild seriöser.

Ein gutes Barometer für die gegenseitige Beeinflussung ist die Sprache. Für ihren Vergleich analysierte Ina Schlicker von der Ruhr-Universität Bochum die Sprache der Nachrichten, weil es mit ihr eine besondere Bewandtnis hat: Die Texte werden zwar schriftlich konzipiert, aber dem Zuschauer mündlich vorgetragen. Das Publikum kann weder zurückblättern wie in einem Buch, noch rückfragen wie in einem Gespräch. Diese Einbahnstraße der Kommunikation hat Folgen. Wie eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach aus dem Jahr 1963 zeigte, konnte sich der durchschnittliche Zuschauer nur an etwa 20 Prozent der Inhalte erinnern, weil die Texte schlicht zu kompliziert waren. Je näher ein Text den eigenen Sprachstrukturen ist, das heißt je "mündlicher" er ist, desto verständlicher ist er. Kennzeichen für mündlichen Text sind zum Beispiel kurze, oft unvollständige Sätze, Wiederholungen und umgangssprachliche Wörter. Lange, verschachtelte Sätze, Fremd- und Fachwörter sowie mehrgliedrige Wörter, beispielsweise Bruttosozialprodukt, sind Zeichen für Schriftsprache. Anhand solcher Merkmale verglich die Wissenschaftlerin die Nachrichtentexte aus den ARD-Tagesthemen und RTL Aktuell und ordnete sie in einer Skala mit den Endpunkten "schriftlich" und "mündlich" ein.

Die Nachrichten der ARD von 1960 waren nicht sehr zuschauerfreundlich, und auch bei der Einführung des Privatfernsehens hatte sich daran nur wenig geändert: 1983/84 hatte der längste Satz in den Tagesthemen sage und schreibe 64 Wörter. Ein durchschnittlicher mündlicher Satz umfasst etwa 14 Wörter – der Nachrichtentext orientierte sich also noch sehr eng an der Schriftsprache. Ganz im Gegensatz zu den Privaten: Hier herrschte extreme Mündlichkeit vor, der längste Satz hatte 32 Wörter, der durchschnittliche 13. Bei aller Verständlichkeit mussten die Privaten dennoch zurückstecken, denn der lockere Plauderton in den Nachrichten wirkte auf viele Zuschauer unseriös. Im Kampf um Glaubwürdigkeit auf der einen und Verständlichkeit auf der anderen Seite machten beide Seiten Abstriche – so dass sie heute kaum noch zu unterscheiden sind.

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