News: Die Sprache der Hände
Iverson und Goldin-Meadow fanden heraus, daß die blinden Teilnehmer die gleichen Gesten verwendeten wie die sehenden Versuchspersonen. Die Bewegungen ähnelten sich mehr oder weniger in Form und Häufigkeit. Das galt selbst dann, wenn die erzählenden Blinden zu ebenfalls blinden Zuhörern sprachen. Und wie zu erwarten, gestikulierten auch die sehenden Jugendlichen mit den Händen – unabhängig vom jeweiligen Gegenüber.
"Obwohl wir nur mit relativ kleinen Gruppen arbeiteten, lassen diese Beobachtungen doch sehr stark vermuten, daß Gesten und Sprache 'Hand in Hand' gehen", erläutert Iverson. "Unsere Forschung wurde zum Teil durch die Beobachtung inspiriert, daß die Menschen mit ihren Händen hin- und herfuchteln, während sie telefonieren. Wir haben aber bewußt die Verwendung von Gesten durch junge, von Geburt an blinde Menschen erforschen wollen, denn diese Menschen hatten sicher keine Gelegenheit, Gesten von anderen abzuschauen." Die redebegleitende Verwendung von Gesten der blinden Versuchsteilnehmer deutet darauf hin, so die Schlußfolgerung des Teams, daß Gesten nicht nur das Produkt von Kultur oder Notwendigkeit sind. Vielmehr reflektieren sie das dem Reden vorausgehende Denken oder ermöglichen dieses sogar erst.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 15.1.1998
"Das Erbe der universellen Gestensprache"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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