Astronomie: Die Spur des Ausgestoßenen
Im harmonischen Gleichschritt ziehen die Sterne der Milchstraße ihre Bahnen um das galaktische Zentrum. Alle Sterne? Nein! Eine Handvoll eigenwilliger Sonnen fliegt mit enormen Geschwindigkeiten auf ganz anderen Wegen. Allmählich verstehen Astronomen, warum diese Objekte auf die schiefe Bahn geraten sind.
Der Orionnebel bietet vermutlich den schönsten Anblick am winterlichen Nachthimmel. Angestrahlt von einer Sternengruppe, die Astronomen als Trapez bezeichnen, schimmert die riesige Wolke aus Gas und Staub schon im Fernglas gut sichtbar. Auf fotografischen Aufnahmen mit einigen Minuten Belichtungszeit präsentiert sie sich dann in prachtvollen Rot- und Orange-Tönen. Aber der Orionnebel ist nicht nur schön, sondern auch noch wissenschaftlich besonders interessant: In seinen Tiefen bilden sich gegenwärtig immer wieder neue Sterne. Ein Blick in den kosmischen Kreißsaal sozusagen, dem die Wissenschaft einen guten Teil ihrer Erkenntnisse um das Werden und Vergehen der Sterne verdankt.
Doch wo ständig Neulinge hinzukommen, kann schon so manche Rangelei entstehen und mal jemand aus dem Nest fallen. Explodiert beispielsweise ein Partner in einem Doppelsternsystem, kann die Wucht dieser Supernova den Überlebenden in das Weltall hinausschleudern. Das gleiche passiert, wenn ein Gigant zu dicht an einem kleineren Stern vorbeizieht und ihn dabei mit seiner Gravitationskraft ein Stückchen mitreißt. Beides könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern im Orion bereits geschehen sein, allerdings zum letzten Mal vor mehreren Millionen Jahren.
So meint zumindest die Mehrheit der Astronomen. Dagegen glaubt Jonathan Tan vom Observatorium der Princeton-Universität, nun genug Hinweise dafür gesammelt zu haben, dass vor gerade eben 4000 Jahren wieder ein Stern des Nebels auf seltsame Wege geschleudert wurde. Mit kosmischen Maßstäben betrachtet dauert die Tat also noch beinahe an – und wäre wunderbar "live" am Teleskop zu verfolgen.
Bei dem Opfer handelt es sich um das so genannte Becklin-Neugebauer-Objekt (BN), das seinen Namen zu Ehren der beiden Wissenschaftler trägt, die es 1967 entdeckt hatten. Da es gut im Nebel versteckt ist, stellte man erst 1995 mit Radioteleskopen fest, dass BN mit 40 Kilometern pro Sekunde durch die Staubwolke rast. Weil der Stern mit etwa siebenfacher Masse unserer Sonne nicht gerade ein Leichtgewicht ist, hinterließ er unterwegs Spuren, denen Tan in seiner Arbeit gefolgt ist. So wirbelte BN vor 500 Jahren eine noch heute sichtbare Gaseruption aus einem Protostern heraus und produziert um sich herum Schockwellen im interstellaren Gas, die auf den Bildern des Röntgenobservatoriums Chandra zu sehen sind. Rückwärts verfolgt führen die Spuren schließlich in die Sternengruppe Trapez, aus welcher BN zur Zeit der ägyptischen Hochkultur herausgeschleudert wurde. Was war der Auslöser dafür? Da der Orionnebel mit nur 1500 Lichtjahren Entfernung nicht sonderlich weit weg von der Erde ist, wäre eine Supernova mit ziemlicher Sicherheit jemandem aufgefallen und irgendwie verzeichnet worden. Derartige Hinweise fehlen jedoch. Bleibt der Schleudereffekt durch einen extrem massereichen Stern, der an BN vorbeigezogen ist. Tan glaubt, den richtigen Kandidaten ermittelt zu haben: Mit 45 Sonnenmassen hätte das Schwergewicht Theta-1 Orionis C den nötigen Schwung liefern können.
Sollte Tan mit seinen Berechnungen Recht haben, wäre der "Rauswurf" eines Sterns aus seiner Wiege womöglich viel häufiger, als Wissenschaftler es bislang annehmen. Allerdings sind viele Astronomen skeptisch. Sie zweifeln den von Tan ermittelten Weg des Sterns BN durch den Orionnebel an oder geben zu bedenken, dass die Datengrundlage für derartige Rekonstruktionen noch zu dünn ist. Da heißt es folglich wieder einmal, weiter fleißig Indizien sammeln, bis der Fall endgültig geklärt ist.
Doch wo ständig Neulinge hinzukommen, kann schon so manche Rangelei entstehen und mal jemand aus dem Nest fallen. Explodiert beispielsweise ein Partner in einem Doppelsternsystem, kann die Wucht dieser Supernova den Überlebenden in das Weltall hinausschleudern. Das gleiche passiert, wenn ein Gigant zu dicht an einem kleineren Stern vorbeizieht und ihn dabei mit seiner Gravitationskraft ein Stückchen mitreißt. Beides könnte nach Ansicht von Wissenschaftlern im Orion bereits geschehen sein, allerdings zum letzten Mal vor mehreren Millionen Jahren.
So meint zumindest die Mehrheit der Astronomen. Dagegen glaubt Jonathan Tan vom Observatorium der Princeton-Universität, nun genug Hinweise dafür gesammelt zu haben, dass vor gerade eben 4000 Jahren wieder ein Stern des Nebels auf seltsame Wege geschleudert wurde. Mit kosmischen Maßstäben betrachtet dauert die Tat also noch beinahe an – und wäre wunderbar "live" am Teleskop zu verfolgen.
Bei dem Opfer handelt es sich um das so genannte Becklin-Neugebauer-Objekt (BN), das seinen Namen zu Ehren der beiden Wissenschaftler trägt, die es 1967 entdeckt hatten. Da es gut im Nebel versteckt ist, stellte man erst 1995 mit Radioteleskopen fest, dass BN mit 40 Kilometern pro Sekunde durch die Staubwolke rast. Weil der Stern mit etwa siebenfacher Masse unserer Sonne nicht gerade ein Leichtgewicht ist, hinterließ er unterwegs Spuren, denen Tan in seiner Arbeit gefolgt ist. So wirbelte BN vor 500 Jahren eine noch heute sichtbare Gaseruption aus einem Protostern heraus und produziert um sich herum Schockwellen im interstellaren Gas, die auf den Bildern des Röntgenobservatoriums Chandra zu sehen sind. Rückwärts verfolgt führen die Spuren schließlich in die Sternengruppe Trapez, aus welcher BN zur Zeit der ägyptischen Hochkultur herausgeschleudert wurde. Was war der Auslöser dafür? Da der Orionnebel mit nur 1500 Lichtjahren Entfernung nicht sonderlich weit weg von der Erde ist, wäre eine Supernova mit ziemlicher Sicherheit jemandem aufgefallen und irgendwie verzeichnet worden. Derartige Hinweise fehlen jedoch. Bleibt der Schleudereffekt durch einen extrem massereichen Stern, der an BN vorbeigezogen ist. Tan glaubt, den richtigen Kandidaten ermittelt zu haben: Mit 45 Sonnenmassen hätte das Schwergewicht Theta-1 Orionis C den nötigen Schwung liefern können.
Sollte Tan mit seinen Berechnungen Recht haben, wäre der "Rauswurf" eines Sterns aus seiner Wiege womöglich viel häufiger, als Wissenschaftler es bislang annehmen. Allerdings sind viele Astronomen skeptisch. Sie zweifeln den von Tan ermittelten Weg des Sterns BN durch den Orionnebel an oder geben zu bedenken, dass die Datengrundlage für derartige Rekonstruktionen noch zu dünn ist. Da heißt es folglich wieder einmal, weiter fleißig Indizien sammeln, bis der Fall endgültig geklärt ist.
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