News: Die Sterne stehen schlecht für die NASA
Die beiden Deep Space-Sonden gingen irgendwo in den unendlichen Tiefen des Alls verloren. Der Mars Climate Orbiter verglühte in der Mars-Atmosphäre, weil metrische und angelsächsische Maßeinheiten verwechselt wurden. Mars Polar Lander (MPL) schließlich, und das macht wirklich betroffen, betätigte womöglich beim Ausfahren der Landebeine in luftiger Höhe den Mikroschalter, der die Bremstriebwerke abschaltet. Nur ein paar Augenblicke später dürfte das kleine Raumschiff auf der Oberfläche zerschellt sein.
Keine Sicherheitschaltung bewahrte ihn vor dem Unglück. Kein Backup-System überwachte die Entscheidung. Die NASA-Forscher können sich nicht einmal ganz sicher sein, ob es wirklich an diesem Fehler lag oder doch eher an einem verklemmten Leitwerk, dass nur unter irdischen Bedingungen getestet wurde, nicht jedoch bei tiefen Minusgraden, wie sie in der Marsatmosphäre herrschen. Denn das Unglück ereignete sich genau in dem Zeitfenster, innerhalb dessen planmäßig kein Kontakt zur Sonde bestand, da so ein weiteres Funkgerät eingespart werden konnte. Unterm Strich wurden somit rund 300 Millionen Dollar verkokelt, respektive in den Sand gesetzt.
Experten, die an erfolgreichen Marsmissionen beteiligt waren, führen das Versagen auf unqualifiziertes und unerfahrenes Personal zurück. Zu diesem Urteil kommt auch der Abschlussbericht des Mars Programm Independent Assessment Team (MPIAT), das man auf die Suche nach den Ursachen für die Pannenserie geschickt hatte. Über 80 fragwürdige Details fand das unabhängie Gremium bei seinen Recherchen und gibt der NASA in ihrer Zusammenfassung 40 Lektionen mit auf den Weg.
Thomas Young, Leiter des MPIAT, fasst die Ursachen der zurückliegenden Fehlschläge zusammen: Schlechte Bezahlung ließ die Mitarbeitermotivation sinken und führte dazu, dass erfahrene Kräfte abwanderten, wenn sie nicht ohnehin der personellen Verschlankung der Behörde zum Opfer fielen. Neue Mitarbeiter wurden nur ungenügend eingearbeitet. Der hohe Kostendruck schließlich hatte zur Folge, dass Sicherheitsreserven eingespart wurden, Testreihen ausfielen und auf der Führungsebene überstürzte Fehlentscheidungen getroffen wurden.
Die NASA ist nicht das einzige Unternehmen, das sich mit solcherlei Problemen herumschlagen muss. Allerdings verzeiht die komplexe Raumfahrttechnologie keinerlei Fehler. Die NASA-Strategie steht demnach am Scheideweg. Thomas Young lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass die Erkundung des Mars weiter gehen sollte. Das MPIAT ist zuversichtlich, dass alle erkannten Fehler in kurzer Zeit korrigierbar sind und das vorgesehene Mars-Programm fortgesetzt werden kann. Aber immer auf dem Boden der Tatsachen und nicht wieder übereilt und auch nicht gar zu billig. Das Budget für das Mars-Programm 98 war 30 Prozent zu niedrig, schätzen die Experten. Und einen besonderen Tipp hat die Untersuchungskomission noch für die NASA: "Nicht starten, bevor nicht wirklich alles fertig und getestet ist". Dann könnte das geschmeidige Leitmotiv "schneller, besser, billiger" zukünftig wieder ziehen. Und vielleicht auch durch ein "erfolgreich" ergänzt werden.
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