Sternentstehungsregionen: Die Sternenwiege R 136 in der Großen Magellanschen Wolke
Das Weltraumteleskop Hubble wurde Ende Oktober 2009 auf die Große Magellansche Wolke, eine Begleitgalaxie unseres Milchstraßensystems gerichtet. Mit der neuen Wide Field Camera 3 gelangen dabei faszinierende Ansichten der Sternbildungsregion R 136 im Nebel 30 Doradus. Die Kamera lichtete R 136 im ultravioletten und sichtbaren Licht sowie im nahen Infraroten ab.
R 136 ist eine der aktivsten Sternbildungsregionen in unserem näheren kosmischen Umfeld. Das Gebiet erstreckt sich über rund 50 Lichtjahre und enthält einige zehntausend Sterne. Besonders auffällig sind die vielen massereichen Sterne, die in einem bläulichen Licht leuchten. Ihre Oberflächen sind so heiß, dass sie überwiegend im Ultravioletten strahlen.
Ihr zahlreiches Auftreten belegt, dass R 136 sehr jung sein muss, nur wenige Millionen Jahre. Massereiche Sterne verbrennen ihren Vorrat an Wasserstoff derart ungestüm, dass er schon nach einigen Millionen Jahren erschöpft ist. Danach blähen sie sich zu Roten Riesen auf und vergehen in gigantischen Supernova-Explosionen. In R 136 finden sich aber noch keine Roten Riesen, ein Hinweis auf seine Jugend.
Die massereichsten Sterne von R 136 enthalten bis zu Hundert Sonnenmassen, sie gehören zum Spektraltyp O. Früher dachten manche Astronomen, dass sich im Kernbereich von R 136 Sterne mit Massen von bis zu tausend Sonnenmassen befinden. Dies stellte sich jedoch später als Täuschung heraus, da Aufnahmen mit erdgebundenen Teleskopen den dichten Kernbereich von R 136 zunächst nicht in Einzelsterne auflösen konnten.
Im sichtbaren Licht verdecken noch Gas- und Staubwolken die Sicht auf die inneren Bereiche der Sternbildungsregion. Es sind die Überreste des Materials, aus denen sich der offene Sternhaufen einst bildete. Ihnen ist jedoch keine lange Existenz mehr beschieden, da die massereichen Sterne mit ihrer extrem energiereichen Strahlung und ihren starken Sternwinden dabei sind, die restlichen Wolken endgültig auseinanderzublasen. Dadurch bilden sich die bizarren Höhlungen an den Rändern der Wolken.
Zudem können die Sternwinde und die Stoßwellen kommender Supernovae die umliegenden Gas- und Staubwolken komprimieren und damit die Bildung masseärmerer Sterne ähnlich unserer Sonne oder noch kleiner auslösen. Man nimmt an, dass auch unser Zentralgestirn seine Existenz einer Supernova-Stoßwelle verdankt, die den solaren Urnebel verdichtete, so dass dieser unter seiner eigenen Schwerkraft kollabierte und schließlich die Sonne und ihre Planeten bildete.
Tilmann Althaus
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