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Tiefsee: Die Suche nach MH370 klärt Schiffsunglücke auf

Der verschollene Flug MH370 ist eines der größten Rätsel der modernen Luftfahrt. Die Suche nach dem Flugzeug treibt die Erforschung der Tiefsee und Seefahrtgeschichte voran.
Schiffswrack in der Tiefsee

Im März 2014 verschwand das malaysische Passagierflugzeug MH370 nach einem Irrflug weitab von seiner geplanten Route über dem Indischen Ozean: 239 Menschen an Bord starben, als die Maschine ins Meer stürzte. Seitdem wird in groß angelegten Aktionen nach Flug MH370 gesucht – doch bislang ohne Erfolg. Als Nebeneffekt erhielten Meeresforscher jedoch eine Fülle an Daten über die zuvor praktisch unerforschte Tiefsee im Suchgebiet. Und es wurden einige havarierte Schiffe aufgespürt, deren Überreste in mehr als 3000 Meter Tiefe liegen. Das Schicksal von zwei Wracks haben Wissenschaftler des Western Australian Museum um Ross Anderson aufgeklärt, wie sie in einem Bericht schreiben.

Mit Hilfe von Sonardaten wurden die beiden Schiffe im Mai und Dezember 2015 nachgewiesen. Sie liegen 3700 beziehungsweise 3900 Meter unter dem Meeresspiegel auf Grund, 36 Kilometer voneinander getrennt. »Beide Wracks sind Handelsschiffe aus dem 19. Jahrhundert, die Kohle transportierten. Eines bestand aus Holz, das andere aus Eisen«, so Anderson. Das Holzschiff war bereits vollständig zerfallen, als es von den Bordingenieuren erfasst wurde; nur eiserne Bestandteile wie Beschläge oder Anker sowie die Kohleladung hatten die lange Zeit auf dem Tiefseeboden überstanden. »Der größte Teil der Ladung und andere Gegenstände sind weit über den Grund verstreut und aus dem Schiffsbauch gestürzt, als der Frachter sank. Das spricht dafür, dass das Schiff wegen eines katastrophalen Ereignisses unterging. Wahrscheinlich war es unterwegs explodiert, was bei Kohleladungen häufiger vorkam«, erläuterte Anderson in einer Mitteilung des Museums.

Der zweite Havarist hatte seinen Untergang besser und weitgehend intakt überstanden. Das Schiff besaß zwei Decks und hatte ein Gewicht zwischen 1000 und 1500 Tonnen. Die Reling und Bullaugen waren teilweise noch erkennbar. Da Seefahrtdaten aus dem 19. Jahrhundert zumindest bei Frachtschiffen nur unvollständig vorhanden sind, könne man die Schiffe nicht exakt benennen, sagt Anderson. Den Kreis potenzieller Kandidaten konnten die Wissenschaftler dennoch verkleinern. Für das Holzschiff kämen die Brigg »W. Gordon« und die Bark »Magdala« in Frage, beim Stahlschiff die Barken »Kooringa«, »Lake Ontario« oder »West Ridge«, die zwischen 1883 und 1897 verschwunden sind. Auch die Anzahl der Toten ist ungewiss: Jedes Schiff konnte zwischen 15 und 30 Mann Besatzung tragen; zudem nahmen viele Kapitäne auch die eigenen Familien oder jene ihrer Untergebenen mit.

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