Zentralasien: Die Ursprünge des skythischen Nomadentums
Mensch und Tier Seite an Seite: Nomaden suchen im Rhythmus der Natur die Weiden für ihre Herden auf. Dass sie schon vor fast 3000 Jahren in entlegenen Gebieten der eurasischen Steppe ein körperlich hartes Leben führten, belegen nun Funde aus einem Gräberfeld bei Liushui am nördlichen Rand des Tibetplateaus.
Eine Analyse von Knochen und Zähnen ergab zudem, dass die Menschen aus Liushui zu Lebzeiten häufig zu Pferd saßen, mit Pfeil und Bogen jagten und sich vorwiegend von Fleisch ernährten. Derartige Gebräuche sind vor allem von den späteren skythischen Reiternomaden der eurasischen Steppe während des 1. Jahrtausends v. Chr. bekannt.
Ob und wie einzelne Nomadenstämme Zentralasiens in Kontakt standen, ist noch unklar. Auf Grund ähnlicher Funde etwa aus dem Grabhügel eines frühskythischen Fürsten im südsibirischen Arzhan, der jedoch später im 9. Jahrhundert angelegt wurde, schließen Forscher aber nicht aus, dass zwischen den einzelnen Gemeinschaften auch eine überregionale Verbindung existierte.
Daniel Koch
Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.1105273108, 2011
Mittels Radiokohlenstoffdatierungen konnte ein interdisziplinäres Team um Mayke Wagner vom Deutschen Archäologischen Institut Berlin nachweisen, dass es sich bei den in Liushui Bestatteten um frühe Vertreter der Nomadenkultur handelte – die ältesten Grabfunde stammen aus der Zeit um 1100 v. Chr. Die 52 Gräber, die Archäologen bereits 2002 entdeckt hatten, enthielten neben einfachen Tongefäßen und Metallobjekten in einzelnen Fällen auch ganze Pferdeschädel mit Zaumzeug – nach Ansicht der Forscher ein Zeichen für die hohe Bedeutung dieses Tieres. Vergleichbares fand sich auch bei Nomadenkulturen in der Mongolei und in Kasachstan.
Eine Analyse von Knochen und Zähnen ergab zudem, dass die Menschen aus Liushui zu Lebzeiten häufig zu Pferd saßen, mit Pfeil und Bogen jagten und sich vorwiegend von Fleisch ernährten. Derartige Gebräuche sind vor allem von den späteren skythischen Reiternomaden der eurasischen Steppe während des 1. Jahrtausends v. Chr. bekannt.
Der auf knapp 3000 Metern gelegene Fundplatz in den Kunlun-Bergen im Nordwesten Chinas ist Wagner zufolge "ein entscheidendes Puzzlestück im Bild der Entstehung mobiler Wirtschaftsformen in Zentralasien". So hatten sich im späten 2. Jahrtausend v. Chr. die Klimaverhältnisse gewandelt: Es war trockener geworden. "Die dortigen Bewohner haben ihre Lebensweise verändert und eine erfolgreiche Strategie entwickelt, die verbliebenen Ressourcen zu nutzen – sie gingen zunehmend vom Ackerbau zur Viehhaltung über", so die Archäologin.
Ob und wie einzelne Nomadenstämme Zentralasiens in Kontakt standen, ist noch unklar. Auf Grund ähnlicher Funde etwa aus dem Grabhügel eines frühskythischen Fürsten im südsibirischen Arzhan, der jedoch später im 9. Jahrhundert angelegt wurde, schließen Forscher aber nicht aus, dass zwischen den einzelnen Gemeinschaften auch eine überregionale Verbindung existierte.
Daniel Koch
Proceedings of the National Academy of Sciences 10.1073/pnas.1105273108, 2011
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