News: Die Urväter der Kunst
Seit 1988 graben die Archäologen, unterstützt von Geologen der Universita degli Studi di Milano, in dieser Höhle, in der sie bereits auf viele Hinweise einer menschlichen Nutzung gestoßen sind – zahlreiche Steinwerkzeuge eingeschlossen. Die neu gefundenen Steinplatten waren dort einst von der Höhlendecke heruntergebrochen und über die Jahre am Boden unter Erdschichten begraben. Sie trugen nach der Bergung einen dünnen Kalkbelag, der die Bemalung mit rotem Ocker nur schlecht erkennen ließ. In diesem Sommer hatte ein Restaurator den Belag entfernt. Zum Vorschein kamen auf zwei der Platten ein vierbeiniges Tier und eine 18 Zentimeter große menschliche Figur, die einen Tierkopf trägt. Dieses Mischwesen kommt in anderen Höhlen in vergleichbarer Form ebenfalls vor und wird oft als "Zauberer" bezeichnet. Es stellte vielleicht einen Schamanen dar. Die Bilder auf drei anderen Platten konnten die Archäologen noch nicht erklären.
Die Steinplatten aus der Fumane-Höhle lagen in Sedimenten mit Resten von Pflanzen und Tierknochen. Mit Hilfe der Radiokarbonmethode konnten die Forscher die Funde auf ein Alter von 32 000 bis 36 000 Jahre datieren. Damit sind die Fumane-Malereien wahrscheinlich älter als die in der Chauvet-Grotte mit 32 000 Jahren, deren zeitliche Einordnung aber nicht gesichert ist. Wie der Höhlenexperte Michel Lorblanchet von der Université de Toulouse Le Mirail sagt, wurden die Daten für die Chauvet-Bilder über die Datierung von Kohlepartikeln gewonnen, die direkt von den Höhlenwänden stammten. Dies ist jedoch eine sehr schwierige Technik, die zu fehlerhaften Ergebnissen führen kann. Nach Lorblanchets Beurteilung sind hingegen die Datierungen der Fumane-Bilder "praktisch sicher." "Die Chauvet-Grotte hat gezeigt, dass es bereits vor 32 000 Jahren eine sehr entwickelte Kunst gab", kommentiert er, "Mit den neuen Funden haben wir eine weitere Bestätigung." Sein Kollege Randall White von der New York University ergänzt:"Die Menschen hatten abstrakt Ideen von ihrer Welt, die wir nur als religiös bezeichnen können. Wir haben hier ein weit verbreitetes Glaubenssystem vor uns, das sehr alt ist."
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 4.5.2000
"Frühe Kunstkenner"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 18.12.1998
"Kunst macht sprachlos? Nein, umgekehrt! "
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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