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Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Venusbedeckung: Spannende Beobachtung für Vorsichtige

Wie von Geisterhand wird das annähernd kreisrunde Venusscheibchen am Vormittag des 6. April 2016 innerhalb von rund anderthalb Minuten vom Mond bedeckt und 50 Minuten später langsam wieder freigegeben. Beim Aufsuchen ist allerdings große Vorsicht geboten, denn das Ereignis findet nur 16 Grad westlich der Sonne statt.
Der Mond bedeckt die Venus am Taghimmel

Am Vormittag des 6. April 2016 geben sich zwei kosmische Prominente ein Stelldichein – jedoch lassen sie sich dabei nicht bereitwillig beobachten: Die nur zehn Bogensekunden große, aber mit –3,9 mag recht helle Venus verschwindet am Tageshimmel zeitweise hinter dem Mond. Der Rand der schmalen Mondsichel bedeckt unseren inneren Nachbarplaneten um 9:30 Uhr MESZ, und um 10:20 Uhr MESZ kommt die Venus am gegenüberliegenden dunklen Mondrand wieder zum Vorschein. Diese Zeiten gelten für Frankfurt am Main. An anderen Orten innerhalb des deutschsprachigen Raums können die Kontaktzeiten um bis zu zehn Minuten abweichen.

Die Venus hinter dem Mond | Wenn der Mond die Venus am 6. April 2016 gegen 9:30 Uhr MESZ bedeckt, steht das Paar nur rund 16 Grad westlich und 1,5 Grad höher als die Morgensonne. Die sehr schmale Mondsichel wird während des Ereignisses unsichtbar sein.
Für weitere Informationen über das Geschehen am Nachthimmel im April empfehlen wir Ihnen die monatliche Rubrik "Aktuelles am Himmel", die in jedem Heft von "Sterne und Weltraum" erscheint.

Zu Beginn der Venusbedeckung steht die Sonne bereits 25 Grad hoch am Osthimmel, und selbst in einem Fernglas ist von der schmalen Mondsichel nichts zu erkennen. Bei einem sehr transparenten dunkelblauen Himmel dürfte man jedoch die Venus im Teleskopsucher oder Feldstecher erkennen können. Um sie auch im Fernrohr einstellen zu können, sollte die Optik zunächst einmal gut auf unendlich vorfokussiert sein. Ein Rotfilter erhöht noch den Kontrast der weiß leuchtenden Venusscheibe zum blauen Himmel. Im April bewegt sich die Venus auf dem erdabgewandten Abschnitt ihrer Bahn um die Sonne, so dass unser Schwesterplanet relativ weit von uns entfernt ist. Somit erscheint sie im Teleskop klein, dafür aber nahezu voll beleuchtet.

Dem Auge verborgen, dem Teleskop jedoch nicht

Von unserem Mond darf man hingegen auch im Fernrohr keine Sichtbarkeit erwarten. Seine kurz vor Neumond unter einem sehr flachen Winkel nur unzureichend beleuchtete Oberfläche, die zudem aus dunklem Gestein besteht, kann sich nicht gegen unseren hellen Himmel durchsetzen. Wegen der am Morgenhimmel derzeit sehr flach zum Horizont verlaufenden Ekliptik ist die abnehmende Mondsichel bereits am Vortag aus unserem Blickfeld verschwunden. Heute jedoch, am 6. April gegen 9:30 Uhr MESZ, macht sie sich im Fernrohr indirekt bemerkbar: Wie aus dem Nichts wird die runde Venusscheibe nun binnen etwa anderthalb Minuten langsam von Süden her zunehmend weggeschnitten – ein geradezu geisterhafter Vorgang, exklusiv für den teleskopischen Beobachter! Gegen 10:18 Uhr MESZ beginnt der Austritt: In umgekehrter Weise zeigt die Venus allmählich immer mehr von ihrer Scheibe, wie aus dem Nichts kommend.

Die Venus berührt den Mond | Der Mond bedeckt die Venus am 6. April 2016 gegen 9:30 Uhr MESZ, dabei wird die sehr schmale Mondsichel während des Ereignisses unsichtbar sein.

Gute Vorbereitung für sicheres Beobachten

Das Hauptproblem bei der Beobachtung dieses seltenen Ereignisses besteht also darin, die Venus am Taghimmel überhaupt zu finden – und sich dabei nicht durch Unachtsamkeit am Licht der nur 16 Grad entfernt stehenden Sonne die Augen zu verletzen! Mal eben schnell etwas zu "improvisieren" kann dabei fatale Folgen haben und die Augen irreversibel schädigen. Eine gute Vorbereitung ist hierbei also besonders wichtig. Für das sichere Auffinden der Venus sind neben dem vorfokussierten Fernrohr drei weitere technische Voraussetzungen entscheidend: eine eingenordete parallaktische Montierung mit Teilkreisen, ein leicht abnehmbarer Sonnenfilter und eine überlange Taukappe aus Pappe.

Die Pappröhre sollte fünfmal so lang sein wie der Einlassdurchmesser des Teleskops. Somit kann kein Sonnenlicht mehr schräg in das auf die Venusbedeckung gerichtete Teleskop einfallen und das Auge blenden. Der Sonnenfilter ist erforderlich, um zunächst die Sonne als Referenzpunkt am Himmel gefahrlos im Fernrohr einzustellen. Von hier aus schwenken Sie nun 7,7 Grad in Deklination nach Süden und 14,3 Grad in Rektaszension nach Westen.

Wer dagegen nur über eine azimutale Montierung verfügt, der mag kurz vor 9:30 Uhr MESZ versuchen, zuerst rund 16 Grad horizontal nach Westen zu schwenken und dann 1,5 Grad vertikal nach oben. Dies ist aber wesentlich ungenauer.

Am vermuteten Ort der Venus mit dem Fernrohr angekommen, dürfen Sie jetzt den Sonnenfilter abnehmen. Steckt er leichtgängig oben auf der Papphülse, dann wird das Teleskop dabei auch nicht aus Versehen verstellt, und die Venus sollte nun im Okular sichtbar sein.

Phasen der Venus | Nahe der oberen Konjunktion befindet sich die Venus in einer relativ großen Distanz zur Erde und erscheint dann mit ihrem scheinbaren Durchmesser von zehn Bogensekunden relativ klein, dafür aber nahezu kreisrund – wie hier, am linken Ende der Phasensequenz.

Zugegeben: Einfach ist es nicht, dieses Ereignis am Teleskop mitzuerleben. Doch Venusbedeckungen durch den Mond sind hinreichend selten, um den Beobachter für seine Mühen an diesem Tag zu entschädigen. Außerdem ist es für den eigentlich an nächtliche Beobachtungen gewöhnten Sternfreund verblüffend, zu erfahren, welche faszinierenden Ereignisse sich auch am Taghimmel verfolgen lassen. Andererseits darf man keine Wunder erwarten: Bei hellem Dunst oder Zirruswolkenschleiern dürfte die Venus wohl kaum sichtbar sein. Wir wünschen unseren Lesern deshalb viel Glück für dieses anspruchsvolle, dafür aber äußerst ungewöhnliche Unterfangen.

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