News: Die Vernichtung einer Art
Vor vier Jahren jedoch begannen diese Schnecken, aus mysteriösen Gründen zu sterben. Als die Population von 296 Tiere auf weniger als zehn gesunken war, machten sich der Parasitologe Peter Daszak von der Kingston University in England und der Veterinärpathologe Andrew Cunningham vom Institute in Zoology in der University of London daran, den Grund für das Schneckensterben herauszufinden.
Noch bevor sie das Rätsel lösen konnten, waren jedoch alle verbliebenen Schnecken gestorben. Als die letzten fünf Schneckenkörper geöffnet wurden, machte Cunningham eine für ihn seltsame Entdeckung: In den Verdauungsdrüsen und Fortpflanzungstrakten fand er Spuren von protozoenähnlichen Sporen. Diese Erkenntnis legte nahe, daß die Schnecken durch einen Parasiten infiziert worden waren. Daszak untersuchte die Sporen unter einem Elektronenmikroskop und entdeckte spiralförmige Röhren – ein Kennzeichen der Microsporidia, einer Protozoenfamilie, die Seeschnecken infiziert. Ein eingehenderes Studium enthüllte, daß die Sporen zu einer neuen Microsporidia-Art der Gattung Steinhausia gehörten. Diese Beweise überzeugten Cunningham und Daszak davon, daß die Schnecken wirklich durch die Parasiten ausgelöscht wurden. Da letztere keine anderen Landschnecken infizieren, haben sie, Daszak zufolge, durch das Ausrotten der P. turgida vermutlich ihr eigenes Schicksal besiegelt.
"Es ist sehr gut, daß endlich jemand ein konkretes Beispiel für eine Infektionskrankheit gefunden hat, die eine ganze Spezies vernichtete", erklärt der Ökologe Andy Dobson von der Princeton University. Er und andere Experten sind der Meinung, daß diese Entdeckung bei Programmen zum Schutz von gefährdeten Arten beachtet werden muß: Sie zeigt, wie wichtig es ist, die Todesursache von einzelnen Tieren stets genau zu beobachten. Und sie zeigt auch, daß durch solche Programme das Überleben gefährdeter Tiere keinesfalls gesichert ist.
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