News: Die wahren Bösewichte sind Viren
Zusammen mit Kollegen beschreibt Karaolis in Nature vom 27. Mai 1999, wie das Bakterium Vibrio cholerae von einem friedlichen Zeitgenossen zum gefürchteten Erreger der Cholera wird. Als erstes wird der harmlose Mikroorganismus von dem Virus VPIphi infiziert. Dessen Gene veranlassen das Bakterium, neue Viren zu bilden und diese auf seiner Zellmembran zu präsentieren. Ein zweites Virus mit dem Namen CTXphi erkennt die Strukturen, bindet daran und injiziert seine Gene in die Zelle. Erst sie tragen den Bauplan für das Cholera-Toxin. Sobald die Information abgelesen wird und der Enzymapparat des Bakteriums das Gift produziert, ruft diese Vibrio cholera-Zelle die Erkrankung hervor.
Im Falle des Cholera-Bakteriums handelt es sich außerdem bei der als Typ IV-Pilus bezeichneten Oberflächenstruktur, mit deren Hilfe die Mikrobe ihren Wirt besiedelt, eigentlich um Kopien der Proteinhülle von VPIphi. Ähnliche Gebilde sind von einer Reihe bakterieller Pathogene bekannt. Zudem besitzen viele Krankheitserreger einen Gencluster, der als "Pathogenitätsinsel" bezeichnet wird und die Erbinformation trägt, um eine Krankheit auszulösen und zu kontrollieren. "Das impliziert, daß Pathogenitätsinseln in anderen Bakterien ebenfalls von Viren stammen könnten", meint Karaolis.
Vielleicht sind Bakterien also weniger die Täter als vielmehr die ersten Opfer einer Krankheit. Auf jeden Fall eröffnen sich durch die Ergebnisse neue Ansatzstellen für vorbeugende und therapeutische Maßnahmen gegen Cholera und eventuell weitere Seuchen.
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