News: Die Welt ist doch klein
Dass es solche Verbindungen überall gibt, war danach bekannt. Doch wieso jeder Einzelne in der Lage ist, sie auch aufzuspüren, war noch immer ein Rätsel. Jon Kleinberg von der Cornell University in Ithaca hat nun ein Computermodell entwickelt, aus dem die nötigen Eigenschaften eines solchen "Kleine Welt"-Systems hervorgehen.
Die Grundlage bildet ein regelmäßiges Gitter. Jeder Knotenpunkt hat kurze Verbindungen zu den nächsten Nachbarn und einige zufällige, längere zu entfernteren Punkten. Verhält sich die Anzahl der Verbindungen umgekehrt quadratisch – bestehen also zur doppelten Entfernung nur noch ein Viertel so viele Bindungen, zur dreifachen Entfernung ein Neuntel und so fort – kann der Rechner eine Nachricht am schnellsten übertragen (Nature vom 24. August). "Die Beziehung zwischen der lokalen Struktur und den weit reichenden Verbindungen stellt wichtige Hinweise zur Verfügung, um die Wege zu finden", schreibt Kleinberg. "Das ist ein kollektives Phänomen", erläutert der Wissenschaftler. "Zusammen weiß das Netzwerk, wie es Menschen findet, auch wenn kein einzelner es weiß."
Bei jeder Abweichung von den umgekehrt quadratischen Verbindungen verliert das "Kleine Welt"-System seine hervorstechendste Eigenschaft, da sich die Übertragungszeiten verlängern. Offenbar gibt es nur wenige funktionierende Netzwerke dieser Art. Sie existieren allerdings an den unterschiedlichsten Orten, in Computernetzen, Stromnetzen und sogar im Gehirn. Auch im Internet ist es nicht weit bis zum Nachbarn: Nach 16 bis 20 Klicks kommt man auf praktisch jede beliebige Seite. Daher könnte sich Kleinbergs Resultate eignen, um einen Internet-"Agenten" in Form eines Computerprogramms zu entwickeln, der die Verbindungen im Datennetz geschickt nutzt und nach speziellen Informationen sucht.
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