Exoplanet: Die Welt mit dem doppelten Sommer
Einer der möglicherweise kuriosesten bisher bekannten Exoplaneten umkreist den Stern KELT-9 im Sternbild Schwan. Der Begleiter umläuft sein Zentralgestirn auf einer Bahn, die ihn über Nord- und Südpol des Sterns führt und die so eng ist, dass Veränderungen in dessen Oberflächentemperatur die Witterung auf KELT-9b bestimmen. Das berichtet ein Team um John Ahlers vom NASA Goddard Space Flight Center jetzt im »Astronomical Journal«. Die Pole des schnell rotierenden Sterns sind deutlich heißer als seine Äquatorgegend, so dass der Planet in jedem Umlauf je zwei heiße und zwei kalte Jahreszeiten hat. Der Orbit ist so eng, dass ein Jahr auf dem Planeten nur 36 Stunden dauert und er 44 000-fach mehr Energie abbekommt als die Erde von der Sonne. Das heizt seine Atmosphäre auf 4300 Grad Celsius auf – heiß genug, dass sie kontinuierlich große Mengen von Gas ins All verliert.
Aufgespürt wurde der Begleiter vom NASA-Weltraumobservatorium TESS (Transiting Exoplanet Survey Satellite), der den Stern von Juli bis September 2019 immer wieder aufs Korn nahm. Dabei beobachtete das Instrument insgesamt 27 Durchgänge des Planeten vor dem Stern, die sich in dessen Helligkeitsschwankungen abzeichneten. Dabei zeigte sich neben der ungewöhnlichen Umlaufbahn des Planeten mit der etwa dreifachen Jupitermasse auch, dass der Stern ebenfalls ein Kuriosum ist. Die Pole sind deswegen so viel heller als der Äquator, weil der Stern extrem schnell rotiert – etwa 38-mal so schnell wie die Sonne. Dadurch ist er an den Polen stark abgeflacht, und die Schwerkraft ist dort stärker. Seine Oberfläche ist dort fast 800 Grad Celsius heißer als am Äquator – die Autoren vermuten, dass diese Unterschiede in der Einstrahlung die Atmosphäre des Planeten extrem dynamisch machen.
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