News: Die Welt zu Gast in Paris
Alle zwei Jahre versammelt sich die weltweite Luft- und Raumfahrtindustrie auf dem alten Flughafen der französischen Hauptstadt zur Paris Air Show. Sie ist die größte Veranstaltung ihrer Art und zieht mehr als eine halbe Million Besucher aus aller Welt an. Dieses Jahr fand die Paris Air Show zum 47. Mal statt.
Auch im Zeitalter des Internets und der schnellen Online-Kommunikation gilt der persönliche Kontakt und der direkte Informationsaustausch nach wie vor als extrem wichtig. Auf dem alten Pariser Flughafen von Le Bourget, der heute nur noch der privaten Geschäftsfliegerei dient, lässt sich der gesamte Querschnitt der weltweiten Luft- und Raumfahrtindustrie erleben, die hier für ihre Produkte und Programme wirbt.
Selbstverständlich dominieren Flugzeuge und ihre Ausrüstung die Veranstaltung, aber auch der an Astronomie und Raumfahrt interessierte Besucher kommt hier auf seine Kosten. Besonders interessant sind für SuW-Leser die Stände der Europäischen Weltraumagentur ESA und der französischen Raumfahrtbehörde CNES.
Bei der ESA stehen diesmal die Erforschung von Mond und Mars sowie die Fernerkundung der Erde im Vordergrund. Zwei Roboter für die Marsforschung demonstrieren den Stand der europäischen Robotik, es handelt sich um die Projekte ARAMIES und SCORPION. ARAMIES ist ein vierbeiniger Roboter, der selbstständig auf steilen Hängen klettern kann. Im ESA-Pavillon ersteigt er vor Publikum eine steile Leiter, allerdings sehr bedächtig.
SCORPION bewegt sich ähnlich wie ein Insekt oder eine Spinne und ist mit acht Beinen ausgerüstet. Er kann mit einer zusätzlichen Nutzlast wie einer Kamera ausgestattet werden. SCORPION ist 60 Zentimeter lang, 40 Zentimeter breit und wiegt insgesamt mit Batterien nur zehn Kilogramm.
Beide Roboter sind Prototypen und noch nicht weltraumtauglich. Sie wurden an der Universität Bremen am DFKI, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, entwickelt und gebaut.
Weiterhin sind im ESA-Pavillon Modelle aktueller Forschungssatelliten und Raumsonden ausgestellt. Drei große Modelle der Trägerraketen SOJUS, VEGA und ARIANE-5 im Maßstab 1:10 dominieren die Szene.
Am 18. Juni 2007 unterzeichneten im ESA-Pavillon Michael A. Griffin, Chef der US-Weltraumbehörde NASA und Jean-Jacques Dordain, Generaldirektor der ESA, die Kooperationsverträge für die gemeinsamen Projekte James Webb Space Telescope (JWST) und LISA-Pathfinder. Das JWST ist der Nachfolger des bekannten Weltraumteleskops HUBBLE und soll ab 2013 im nahen Infraroten beobachten.
LISA-Pathfinder ist eine Testmission für LISA, die Laser Interferometer Space Antenna, ein Projekt zur Erforschung von Gravitationswellen. LISA-Pathfinder soll das Konzept im All testen, bevor das eigentliche und sehr aufwändige Programm von LISA in Angriff genommen wird. LISA-Pathfinder testet vor allem den Formationsflug zweier Raumflugkörper, die ihren Abstand zueinander auf Bruchteile eines Millimeters genau einhalten müssen.
Am 19. Juni präsentierte die ESA erstmals öffentlich ihr Programm "Mars 500". Sie möchte in Zusammenarbeit mit Kollegen des russischen Instituts für biomedizinische Probleme (IBMP) in Moskau einen 500-tägigen Flug zum Mars simulieren. Im IBMP befindet sich ein Simulator für Langzeitflüge, der in seinen Grundzügen schon unter der Leitung des russischen Weltraumpioniers Sergej Koroljow im Jahre 1968 eingerichtet wurde. Schon er hatte vorausgesehen, dass die Auswahl von Raumfahrern für Langzeitmissionen jenseits der Erdumlaufbahn eine schwierige Sache ist und unbedingt im Vorfeld erprobt werden müsste. Hier finden Sie weitere Informationen über die strengen Auswahlkriterien für die Kandidaten. Mit diesem Simulationsflug bekennt sich die ESA nun ganz klar zu eigenen bemannten Raumflugprogrammen.
Was tut sich in der europäischen Raumfahrt?
Arianespace, die europäische Weltraumtransportfirma, meldet für die kommenden drei Jahre die Vollausbuchung ihrer Rakete ARIANE-5. Vierzig Satelliten müssen ins All befördert werden, und zurzeit ist keiner der kommerziellen Konkurrenten noch im Geschäft. Der Raketenbetreiber ILS erlebte vor einigen Wochen einen katastrophalen Fehlstart seiner ZENIT-Rakete , die von einer mobilen Startplattform starten sollte, und ist für mindestens ein Jahr aus dem Rennen. Für die chinesischen Raketen vom Typ "Langer Marsch" gibt es keinen Versicherungsschutz, und die japanische H2-Rakete ist für kommerzielle Satellitenstarts einfach zu teuer. Die ARIANE-5 fliegt zur Zeit äußerst zuverlässig, sie hat 18 erfolgreiche Starts in Folge absolviert.
Anfang 2009 soll dann von Kourou in Französisch-Guayana die SOJUS-2-Rakete starten und damit die Lücke füllen, welche die vorzeitig eingestellte ARIANE-4 hinterlassen hat.
Großes Aufsehen erregte im Vorfeld der Paris Air Show der europäische Raumfahrtkonzern EADS-Astrium mit seinen Plänen zum Einstieg in den Weltraumtourismus. Der Konzern plant den Bau eines raumtauglichen Düsenflugzeugs, welches ganz normal von einer Startbahn mit Düsentriebwerken startet. Nachdem es eine Flughöhe von zwölf Kilometern erreicht hat, werden die Düsen abgestellt, und ein Raketenmotor brennt für achtzig Sekunden. Während dieser Zeit steigt das Flugzeug in eine Höhe von sechzig Kilometern auf. Nach Abschalten des Triebwerks trägt es seine Massenträgheit in eine Höhe von mehr als hundert Kilometern. Das Fluggerät durchläuft eine Parabelbahn, sodass für rund drei Minuten an Bord Schwerelosigkeit herrscht. Nachdem das Flugzeug wieder auf eine Höhe von rund zwölf Kilometern gefallen ist, springen die Düsentriebwerke wieder an, und es kehrt wie ein gewöhnlicher Passagierjet zum Ausgangsflughafen zurück. Billig wird der Spaß nicht, die EADS gibt einen Ticketpreis von 150000 bis 200000 Euro pro Flug und Passagier an. In Le Bourget ist ein detailgetreues 1:1-Modell der Passagierkabine zu sehen und kann ausgiebig bestaunt werden.
Eine Mondlandesonde aus Deutschland?
Die mittelständische Raumfahrtfirma OHB-System aus Bremen wartete an ihrem Stand mit einem spektakulären Ausstellungsstück auf: einem 1:2-Modell der Mondlandesonde MONA LISA. OHB-System schlägt eine mehrstufige Erkundung des Erdtrabanten vor. Zuerst soll ein Orbiter den Mond kartieren und nach geologisch interessanten Landeplätzen Ausschau halten. Dann soll sich die stark an die amerikanische Mondlandefähre des Apollo-Programms erinnernde Landesonde MONA LISA auf den Weg zum Mond machen und dort weich landen. Als eine der ersten Nutzlasten möchte OHB-System AstroHab, ein autonomes Aquarium mit geschlossenem Lebenserhaltungssystem, auf den Mond bringen und unter den dort vorherrschenden Bedingungen für mehrere Monate erproben. Als dritter Schritt ist die automatische Rückführung von Proben zur Erde vorgesehen, hier sind die Planungen aber noch nicht ins Detail vorgedrungen.
Selbst nach Le Bourget fahren!
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und selbst nach Paris fahren möchte, dem ist Eile empfohlen. Von Freitag, dem 22. Juni bis zum Sonntag, dem 24. Juni 2007, ist die Ausstellung für jedermann zwischen 9:30 und 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt für einen Tag kostet zwölf Euro, der Ausstellungsort ist ab dem Vorstadtbahnhof Le Bourget mit kostenlosen Shuttle-Bussen zu erreichen. Weitere Informationen über Anfahrtswege in Paris finden Sie hier. Mit dem TGV und dem ICE erreichen Sie die französische Hauptstadt ab Mannheim oder Karlsruhe in rund drei Stunden.
TA
Selbstverständlich dominieren Flugzeuge und ihre Ausrüstung die Veranstaltung, aber auch der an Astronomie und Raumfahrt interessierte Besucher kommt hier auf seine Kosten. Besonders interessant sind für SuW-Leser die Stände der Europäischen Weltraumagentur ESA und der französischen Raumfahrtbehörde CNES.
Bei der ESA stehen diesmal die Erforschung von Mond und Mars sowie die Fernerkundung der Erde im Vordergrund. Zwei Roboter für die Marsforschung demonstrieren den Stand der europäischen Robotik, es handelt sich um die Projekte ARAMIES und SCORPION. ARAMIES ist ein vierbeiniger Roboter, der selbstständig auf steilen Hängen klettern kann. Im ESA-Pavillon ersteigt er vor Publikum eine steile Leiter, allerdings sehr bedächtig.
SCORPION bewegt sich ähnlich wie ein Insekt oder eine Spinne und ist mit acht Beinen ausgerüstet. Er kann mit einer zusätzlichen Nutzlast wie einer Kamera ausgestattet werden. SCORPION ist 60 Zentimeter lang, 40 Zentimeter breit und wiegt insgesamt mit Batterien nur zehn Kilogramm.
Beide Roboter sind Prototypen und noch nicht weltraumtauglich. Sie wurden an der Universität Bremen am DFKI, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, entwickelt und gebaut.
Weiterhin sind im ESA-Pavillon Modelle aktueller Forschungssatelliten und Raumsonden ausgestellt. Drei große Modelle der Trägerraketen SOJUS, VEGA und ARIANE-5 im Maßstab 1:10 dominieren die Szene.
Am 18. Juni 2007 unterzeichneten im ESA-Pavillon Michael A. Griffin, Chef der US-Weltraumbehörde NASA und Jean-Jacques Dordain, Generaldirektor der ESA, die Kooperationsverträge für die gemeinsamen Projekte James Webb Space Telescope (JWST) und LISA-Pathfinder. Das JWST ist der Nachfolger des bekannten Weltraumteleskops HUBBLE und soll ab 2013 im nahen Infraroten beobachten.
LISA-Pathfinder ist eine Testmission für LISA, die Laser Interferometer Space Antenna, ein Projekt zur Erforschung von Gravitationswellen. LISA-Pathfinder soll das Konzept im All testen, bevor das eigentliche und sehr aufwändige Programm von LISA in Angriff genommen wird. LISA-Pathfinder testet vor allem den Formationsflug zweier Raumflugkörper, die ihren Abstand zueinander auf Bruchteile eines Millimeters genau einhalten müssen.
Am 19. Juni präsentierte die ESA erstmals öffentlich ihr Programm "Mars 500". Sie möchte in Zusammenarbeit mit Kollegen des russischen Instituts für biomedizinische Probleme (IBMP) in Moskau einen 500-tägigen Flug zum Mars simulieren. Im IBMP befindet sich ein Simulator für Langzeitflüge, der in seinen Grundzügen schon unter der Leitung des russischen Weltraumpioniers Sergej Koroljow im Jahre 1968 eingerichtet wurde. Schon er hatte vorausgesehen, dass die Auswahl von Raumfahrern für Langzeitmissionen jenseits der Erdumlaufbahn eine schwierige Sache ist und unbedingt im Vorfeld erprobt werden müsste. Hier finden Sie weitere Informationen über die strengen Auswahlkriterien für die Kandidaten. Mit diesem Simulationsflug bekennt sich die ESA nun ganz klar zu eigenen bemannten Raumflugprogrammen.
Was tut sich in der europäischen Raumfahrt?
Arianespace, die europäische Weltraumtransportfirma, meldet für die kommenden drei Jahre die Vollausbuchung ihrer Rakete ARIANE-5. Vierzig Satelliten müssen ins All befördert werden, und zurzeit ist keiner der kommerziellen Konkurrenten noch im Geschäft. Der Raketenbetreiber ILS erlebte vor einigen Wochen einen katastrophalen Fehlstart seiner ZENIT-Rakete , die von einer mobilen Startplattform starten sollte, und ist für mindestens ein Jahr aus dem Rennen. Für die chinesischen Raketen vom Typ "Langer Marsch" gibt es keinen Versicherungsschutz, und die japanische H2-Rakete ist für kommerzielle Satellitenstarts einfach zu teuer. Die ARIANE-5 fliegt zur Zeit äußerst zuverlässig, sie hat 18 erfolgreiche Starts in Folge absolviert.
Anfang 2009 soll dann von Kourou in Französisch-Guayana die SOJUS-2-Rakete starten und damit die Lücke füllen, welche die vorzeitig eingestellte ARIANE-4 hinterlassen hat.
Großes Aufsehen erregte im Vorfeld der Paris Air Show der europäische Raumfahrtkonzern EADS-Astrium mit seinen Plänen zum Einstieg in den Weltraumtourismus. Der Konzern plant den Bau eines raumtauglichen Düsenflugzeugs, welches ganz normal von einer Startbahn mit Düsentriebwerken startet. Nachdem es eine Flughöhe von zwölf Kilometern erreicht hat, werden die Düsen abgestellt, und ein Raketenmotor brennt für achtzig Sekunden. Während dieser Zeit steigt das Flugzeug in eine Höhe von sechzig Kilometern auf. Nach Abschalten des Triebwerks trägt es seine Massenträgheit in eine Höhe von mehr als hundert Kilometern. Das Fluggerät durchläuft eine Parabelbahn, sodass für rund drei Minuten an Bord Schwerelosigkeit herrscht. Nachdem das Flugzeug wieder auf eine Höhe von rund zwölf Kilometern gefallen ist, springen die Düsentriebwerke wieder an, und es kehrt wie ein gewöhnlicher Passagierjet zum Ausgangsflughafen zurück. Billig wird der Spaß nicht, die EADS gibt einen Ticketpreis von 150000 bis 200000 Euro pro Flug und Passagier an. In Le Bourget ist ein detailgetreues 1:1-Modell der Passagierkabine zu sehen und kann ausgiebig bestaunt werden.
Eine Mondlandesonde aus Deutschland?
Die mittelständische Raumfahrtfirma OHB-System aus Bremen wartete an ihrem Stand mit einem spektakulären Ausstellungsstück auf: einem 1:2-Modell der Mondlandesonde MONA LISA. OHB-System schlägt eine mehrstufige Erkundung des Erdtrabanten vor. Zuerst soll ein Orbiter den Mond kartieren und nach geologisch interessanten Landeplätzen Ausschau halten. Dann soll sich die stark an die amerikanische Mondlandefähre des Apollo-Programms erinnernde Landesonde MONA LISA auf den Weg zum Mond machen und dort weich landen. Als eine der ersten Nutzlasten möchte OHB-System AstroHab, ein autonomes Aquarium mit geschlossenem Lebenserhaltungssystem, auf den Mond bringen und unter den dort vorherrschenden Bedingungen für mehrere Monate erproben. Als dritter Schritt ist die automatische Rückführung von Proben zur Erde vorgesehen, hier sind die Planungen aber noch nicht ins Detail vorgedrungen.
Selbst nach Le Bourget fahren!
Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und selbst nach Paris fahren möchte, dem ist Eile empfohlen. Von Freitag, dem 22. Juni bis zum Sonntag, dem 24. Juni 2007, ist die Ausstellung für jedermann zwischen 9:30 und 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt für einen Tag kostet zwölf Euro, der Ausstellungsort ist ab dem Vorstadtbahnhof Le Bourget mit kostenlosen Shuttle-Bussen zu erreichen. Weitere Informationen über Anfahrtswege in Paris finden Sie hier. Mit dem TGV und dem ICE erreichen Sie die französische Hauptstadt ab Mannheim oder Karlsruhe in rund drei Stunden.
TA
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