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News: Die Zukunft der Weltbevölkerung

Über sechs Milliarden Menschen leben inzwischen auf der Erde - wie viele mehr sollen es noch werden? Die Prognosen gehen weit auseinander, doch eines scheint klar: Wir bewegen uns auf einer Sättigungskurve, die sich in nicht allzu ferner Zukunft abflachen soll. Neue Daten deuten darauf hin, dass die Weltbevölkerung im Jahr 2070 bei neun Milliarden Menschen ihr Maximum erreichen und bis zum Ende des Jahrhunderts bereits zurückgehen wird. Damit verbunden wird die Gesellschaft zunehmend überaltern - der Anteil der Mitbürger über 60 soll zum Ende des Jahrhunderts von derzeit zehn Prozent auf etwa ein Drittel anwachsen.
1804 beherbergte unser Planet eine Milliarde Menschen, 1960 waren es schon drei Milliarden, und 1999 erblickte der sechsmilliardste Erdenbürger das Licht der Welt – soweit die Daten der Vereinten Nationen. Wie viele Bewohner es genau gibt, ist reine Schätzung. Und auch wie es weitergeht, beruht auf statistischen Berechnungen, die mit einigen Unsicherheiten behaftet sind. Dementsprechend weit liegen die Daten auseinander. Nur in einem sind sich verschiedene Vorhersagen einig: Der Geburtenrückgang in den westlichen Ländern und andere Faktoren werden dazu führen, dass die Bevölkerung nicht weiter exponentiell wächst. Doch wann und wie stark der Zuwachs zurückgehen wird, auch darüber streiten sich die Experten.

Wolfgang Lutz vom International Institute for Applied Systems Analysis in Österreich und seine Kollegen präsentieren nun ihre statistische Vorhersage der weiteren demograpischen Entwicklung. Um ihre Ergebnisse möglichst gut abzusichern, ließen sie ihre Computer 2000 Simulationen rechnen und ermittelten daraus die jeweiligen Mediane für die Entwicklung weltweit und in einzelnen Regionen. Als Grundlage wählten sie die Cohort-Component-Methode, bei der die einzelnen Komponenten der Bevölkerungsentwicklung – Geburtenrate, Sterberate und Bevölkerungsbewegung – für jeden Geburtsjahrgang separat hochgerechnet werden. Um die zukünftige Entwicklung der verschiedenen Komponenten abzuschätzen, verknüpften sie Zeitreihen, Expertenmeinungen und auch die nachträgliche Analyse von Fehlern früherer Hochrechnungen.

Bei der Geburtenrate gehen Lutz und seine Mitarbeiter davon aus, dass sie in der zweiten Jahrhunderhälfte auf unter zwei Kindern pro fortpflanzungsfähiger Frau sinken wird. Damit liegen sie niedriger als die Schätzungen der Vereinten Nationen, die von zwei Kindern ausgehen. Die Lebenserwartung wird nach Ansicht der Wissenschaftler mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit zukünftig um zwei Jahre pro Jahrzehnt steigen – allerdings nur global. Denn so wird beispielsweise AIDS in Afrika südlich der Sahara noch große Löcher in die Bevölkerung reißen.

Alles in allem prophezeien die Simulationen, dass die Weltbevölkerung mit 80 Prozent Wahrscheinlichkeit noch vor Ende des Jahrhunderts ihr Wachstum einstellen wird. Das Maximum prognostizieren die Berechnungen für das Jahr 2070 – etwa neun Milliarden Menschen könnten dann auf der Erde leben. Danach sollen die Zahlen bis zum Ende des Jahrhunderts langsam auf 8,4 Milliarden Bewohner sinken. Zudem verschiebt sich der Bevölkerungsanteil der einzelnen Regionen. Während die Europäer bisher noch zehn Prozent der Weltbevölkerung stellen, werden es 2100 nur noch sechs Prozent sein. Dafür werden die Bewohner Afrikas Ende des Jahrhunderts 22 Prozent beitragen, anstatt der jetzigen 13 Prozent.

Eine stagnierende oder gar schrumpfende Population ist jedoch gleichzeitig eine alternde Gemeinschaft. Der Anteil der über 60 Jahre alten Mitbürger wird dementsprechend von derzeit zehn auf 34 Prozent steigen. In Japan beispielsweise wird diese Bevölkerungsgruppe sogar etwa die Hälfte der Bewohner ausmachen. Das stimmt bis zur Jahrhundertmitte mit den Vorhersagen der Vereinten Nationen überein, doch im Vergleich dazu verschärft sich zum Ende des Jahrhunderts das Problem der Überalterung.

Die Jahrzehnte zuvor jedoch – wenn die Zahl der mitzuversorgenden älteren Menschen noch nicht so stark gewachsen ist und aufgrund des Geburtenrückgangs nicht so viele Kinder großzuziehen sind – könnten sich durch eine besonders günstige wirtschaftliche Entwicklung auszeichnen, da dann auch viele Frauen berufstätig sein könnten, vermutet Lutz. "Manche gehen davon aus, dass das Wunder der florierenden Wirtschaft in Süd-Korea, Singapur und Thailand durch diese besondere Konstellation ausgelöst wurde", erklärt er. Europa hat diese Epoche allerdings schon lange hinter sich.

  • Quellen
Nature 412: 543–545 (2001)
Nature 412: 490–491 (2001)

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