Ein neu entdeckter geschnäbelter, Pflanzen fressender Dinosaurier aus der chinesischen Provinz Xinjiang gibt Aufschluss darüber, wie aus den fünfgliedrigen Händen der Urzeitechsen die dreigliedrigen Flügel heutiger Vögel entstanden sein können. Limusaurus inextricabilis (was in etwa "Sumpfechse, die nicht entkommen konnte" heißt) sei ein wichtiger Fund, der die Evolution von den Theropoden zu den Vögeln besser verstehen helfe, meinen die Entdecker um James Clark von der George Washington University in Washington DC.
Limusaurus inextricabilis | Handknochen des neu gefundenen Theropoden: Zu sehen sind der erste sowie der robuste zweite und dritte Finger.
Das Fossil hat einen zahnlosen Kiefer und stattdessen einen voll ausgebildeten Schnabel sowie kurze Arme ohne scharfe Klauen an den Händen, weshalb es sich wohl um einen Vegetarier handelte. Besonders faszinierten aber die weiteren anatomischen Details der Hände und Arme die Paläontologen, denn bislang wird die Entwicklung der Flügel aus den Händen der Theropoden kontrovers diskutiert. Bisher ausgegrabene Versteinerungen von Theropoden zeigen, dass sie entwicklungsgeschichtlich ihre äußeren beiden Finger verloren, die inneren drei aber behielten. Die entstehenden Extremitäten von Vogelembryonen hingegen deuten an, dass den Vögeln im Lauf der Zeit je ein äußerer und innerer Finger abhanden kam – ein evolutionäres Rätsel, das sich die Forscher bislang nicht erklären konnten.
Rekonstruktion des Limusaurus inextricabilis | So könnte der Vogelvorfahr ausgesehen haben – die Federn sind allerdings der künstlerischen Freiheit geschuldet: Es gibt bislang keine Belege dafür, dass das Tier tatsächlich welche besaß.
Verglichen mit seinen Verwandten hatte Limusaurus inextricabilis jedoch seinen ersten Finger reduziert, den zweiten hingegen vergrößert. Clark und seine Kollegen vermuten daher, dass der Dino ein Übergangsstadium darstellt, bei dem der erste der inneren Finger bereits verloren ging, während die weiteren Glieder die Form und Funktion ihrer jeweiligen Nachbarn übernahmen: Der zweite Finger schlüpfte quasi in die Rolle des ersten und so weiter. Bei den am höchsten entwickelten Theropoden blieben schließlich der zweite, dritte und vierte Finger übrig – die auch beim Vogelembryo angedeutet sind. Das Fossil aus China könnte also eine Lücke in der Erklärungskette schließen.
Fundort | Die Übersetzung von Limusaurus inextricabilis bedeutet "Sumpfechse, die nicht mehr entkommen konnte" – ein Verweis auf ihren Tod in einem Sumpfloch. Das Bild zeigt den Block, aus dem das Fossil geschürft wurde.
Der ungewöhnliche Name der Echse leitet sich von der Art und Weise ab, wie seine Überreste bewahrt wurden: Mehrere Limusaurus inextricabilis stürzten offensichtlich nacheinander in einen Sumpf, aus dem sie sich nicht mehr befreien konnten. Übereinandergestapelt versteinerten sie dann im Lauf der Zeit. (dl)
Quellen
Links im Netz
Lexika
Xu, X. et al.: A Jurassic ceratosaur from China helps clarify avian digital homologies. In: Nature 459, S. 940–944, 2009.
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