Sauropoden-Physiologie: Dinosaurier hatten langen Hals zum Recken
Die Anatomie ausgestorbener Riesenpflanzenfresser wie von Brachiosaurus oder Diplodocus hat schon vor einiger Zeit einen Gelehrtenstreit ausgelöst: Die Forscher konnten sich nicht darüber einig werden, wie solche ausgestorbenen Riesenpflanzenfresser ihren langen Hals hielten und auf welche Weise er ihnen eigentlich überhaupt nützlich war. Nach den ersten Blicken auf die vielen Halswirbel hatten einige Paläontologen noch automatisch angenommen, dass die Echsen mit Hilfe des hochgereckten Kopfes wie Giraffen Baumkronen abfraßen. Schnell hatten andere aber gekontert, dass die Sauropoden ihre Hälse kaum über Schulterhöhe hätten halten konnten: Dagegen sprächen physiologische Gründe – wie die mangelhafte Pumpleistung des Herzens, die den Blutdruck nicht aufrechterhalten könne –, oder anatomische, wie die unmögliche Stellung der Wirbel in gereckter Positur.
Unklar blieb dann allerdings, welchen Vorteil der lange Hals im Wettlauf der Evolution hatte. Erlaubte er den massigen Sauropoden vielleicht ein energiesparend-gemächlicheres Dasein, in dem sie keine weiten Strecken mühsam zu Fuß zurücklegen mussten, sondern die Pflanzen in ihrer Umgebung einfach im Stehen großflächig abgrasen konnten? Andreas Christian von der Universität Flensburg hat diese Hypothese nun mit einem mathematischen Modell durchgerechnet – und kommt zu dem Schluss, dass der Hals sich energietechnisch in manchen Lebensräumen durchaus habe lohnen können, um Pflanzen aus höheren Lagen zu erreichen.
Ähnliche Resultate ergeben sich sogar bei langhalsigen Riesen wie dem Brachiosaurus, so Christian. Selbst bei diesem lohne es sich rechnerisch energetisch, für knapp vier Minuten den Hals zu recken, anstatt 100 Meter weit zu laufen. In Gebieten, in denen die Nahrungsquellen nicht überall vorhanden, sondern eher verstreut liegen, lohnt es sich demnach sogar für Riesensauropoden, ihren Hals ein wenig nach hochwachsenden Pflanzen zu recken. (jo)
Unklar blieb dann allerdings, welchen Vorteil der lange Hals im Wettlauf der Evolution hatte. Erlaubte er den massigen Sauropoden vielleicht ein energiesparend-gemächlicheres Dasein, in dem sie keine weiten Strecken mühsam zu Fuß zurücklegen mussten, sondern die Pflanzen in ihrer Umgebung einfach im Stehen großflächig abgrasen konnten? Andreas Christian von der Universität Flensburg hat diese Hypothese nun mit einem mathematischen Modell durchgerechnet – und kommt zu dem Schluss, dass der Hals sich energietechnisch in manchen Lebensräumen durchaus habe lohnen können, um Pflanzen aus höheren Lagen zu erreichen.
Dies gelte zum Beispiel für mittelgroße Sauropoden wie Euhelopus zdansky, so Christian: Dessen durchschnittlich 4,6 Meter langer und 210 Kilogramm schwerer Kopf-Hals-Verbund dürfte in Ruhestellung etwa in einem 40- bis 50-Grad-Winkel nach oben gehalten worden sein, ergab die Berechnung – kaum aber deutlich horizontaler oder vertikaler, weil dann die mechanische Belastung des anatomischen Systems erheblich zunimmt. Da die rückenseitigen Wirbelausläufer zudem gerade im oberen Bereich des Halses sehr kurz sind, sei besonders dieser Abschnitt merklich über die Rückenhöhe biegbar gewesen. Und dieses Hochrecken hätte – die Kosten zur notwendigen Ankurbelung des Blutdrucks inklusive – wohl kaum mehr Energie verschlungen, als sich mehrere Körperlängen zu Fuß von Ort zu Ort zu bewegen, um mit gesenktem Hals den Boden großflächig abzugrasen.
Ähnliche Resultate ergeben sich sogar bei langhalsigen Riesen wie dem Brachiosaurus, so Christian. Selbst bei diesem lohne es sich rechnerisch energetisch, für knapp vier Minuten den Hals zu recken, anstatt 100 Meter weit zu laufen. In Gebieten, in denen die Nahrungsquellen nicht überall vorhanden, sondern eher verstreut liegen, lohnt es sich demnach sogar für Riesensauropoden, ihren Hals ein wenig nach hochwachsenden Pflanzen zu recken. (jo)
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