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News: Dinosaurier im Röntgenlicht

Schon bald haben sie im dritten Teil von Jurassic Park ihren erneuten Auftritt in den Kinos. Doch während die Zuschauer darüber rätseln, wie Dinosaurier tatsächlich ausgesehen haben mögen, ist wieder etwas mehr über die längst ausgestorbenen Tiere bekannt geworden. Ein erstaunlicher Fund gelang nun in einem Labor, als Wissenschaftler bei der computertomographischen Durchleuchtung eines Gesteins ein etwa 151 Millionen Jahre altes Dinosaurier-Skelett fanden.
Anfang Juli 2001 stellte der freie Fernsehjournalist und Redakteur Herbert Bieber den Kontakt zum Entwicklungszentrum für Röntgentechnik (EZRT) her. Bieber wollte den mutmaßlichen Fund eines Sauriers verfilmen, der zuvor in der Region Eichstätt entdeckt wurde. Um sicher zu gehen, sollte das Stück Solnhofener Plattenkalk in der gemeinsamen Abteilung von zwei Fraunhofer-Instituten aus der Nähe ins Visier genommen werden.

Röntgenstrahlen erlauben einen relativ unkomplizierten Einblick in Materialien. Mit ihrer Hilfe können Fehler entdeckt und Formen vermessen werden. Im Gegensatz zu anderen zerstörungsfrei prüfenden Verfahren, beispielsweise der Ultraschalltechnik, arbeitet die Röntgentechnik berührungslos und ist nicht auf bestimmte Materialien begrenzt. Sie kann sowohl zur Untersuchung von Metall und Kunststoff als auch von Holz eingesetzt werden. Selbst massive Steine lassen sich mit Röntgenstrahlen durchleuchten.

Für den Blick auf das versteinerte Dinosaurier-Skelett setzten die Wissenschaftler ein besonderes Röntgenverfahren ein: die Volumen-Computertomographie CT. Bei diesem Verfahren nehmen Röntgensensoren das Objekt aus jedem Winkel auf. Dabei entstehen bis zu 1200 Durchlichtbilder. Aus den Flächenprojektionen wird dann das Objekt im Computer rekonstruiert. "Die 3D-Computertomographie ermöglicht es, innen liegende Strukturen exakt zu vermessen und – wenn gewünscht – zu visualisieren", erklärt Randolf Hanke vom EZRT. "Die schwachen Absorptionsunterschiede zwischen Fossil und Stein, die in einfachen Durchstrahlungsbildern nicht mehr sichtbar sind, lassen sich mit CT verstärken."

Günter Viohl vom Eichstätter Jura-Museum war zunächst skeptisch, ob die Technik Erfolg bringen würde. Er hatte das fragliche Gesteinsstück bereits mit Röntgentechnik untersuchen lassen, jedoch ohne Erfolg. Deshalb schickte er zunächst eine Probe mit einem eingeschlossenen Fischskelett in die Röntgenkammer. Nachdem Hanke und seine Kollegen den Fisch innerhalb kürzester Zeit sichtbar machten, rückte der Museumsdirektor das etwa 0,5 mal 0,5 Meter große und drei Zentimeter dicke Gestein heraus, in dem er die Dinosaurier-Überreste wähnte.

Nach bereits drei Stunden waren die von der Gesteinsschicht verborgenen Knochen zu erkennen. In der von außen unscheinbaren Steinplatte entdeckten die Wissenschaftler Überreste eines seltenen Landsauriers. "Für Paläontologen ist diese Untersuchung eine Sensation", äußert sich Hanke, "zum einen stammt das Skelett von einer bisher unbekannten Saurierart, zum anderen macht das Röntgen die Arbeit der Präparatoren wesentlich einfacher. Sie wissen nun genau, ob in einem Stein Knochen zu finden sind und an welcher Stelle sie mit ihrer akribischen und äußerst aufwändigen Feinarbeit beginnen können."

Die Freude Viohl währte jedoch nur kurz, denn es sind nur wenige Teile des gesamten Skeletts in der Platte zu entdecken, was die Vermutung nahe legt, dass der restliche Saurier in noch nicht gefundenen Steinplatten verborgen ist. Ein sensationeller Fund ist es allemal: Die Knochen stammen vom Jungtier einer bisher nicht bekannten Theropoden-Art. Diese zweibeinigen fleischfressenden Dinosaurier sind – so die Meinung der Paläontologen – die Vorfahren der heutigen Vögel.

"Primäre Einsatzgebiete unserer verschiedenen Röntgentechniken sind jedoch nicht die Fossilien-Forschung", kommentiert Hanke den Sondereinsatz. "Röntgentechnik ist viel mehr ein wichtiger Schlüssel zur Qualitätskontrolle und -verbesserung von Produkten. Wir prüfen elektronische Bauteile ebenso wie Mikrosysteme beispielsweise aus der Medizintechnik, Halbleiter, Lebensmittel oder Gussteile wie Leichtmetallräder."

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