News: DNA-Müll macht krank
Schon seit den 60er Jahren vermuten Wissenschaftler, dass eine gestörte DNA-Abfallbeseitigung und eine erhöhte Verweildauer der Zellkernbestandteile im Körper eine Rolle in der Entwicklung von SLE spielen könnte. Und tatsächlich weisen viele Patienten niedrige Gehalte des Enzyms Desoxyribonuclease 1 (Dnase 1) auf, das die DNA in ihre Bestandteile zerlegt. Zellbiologen der Universität Essen und Mediziner der Universität Bochum konnten nun weitere Hinweise für die Bedeutung des Enzyms finden.
Um die Rolle des Proteins im komplexen Zusammenhang eines Gesamtorganismus zu untersuchen, zerstörten sie das für Dnase 1 codierende Gen in Mäusen durch gene targeting. Obwohl die Tiere bei ihrer Geburt gesund erschienen, "wurden sie im Laufe ihres Lebens richtig krank", erinnert sich der Leiter des Teams, Tarik Möröy. Die Wissenschaftler fanden schwere Entzündungen und Gewebeschädigungen in den Nieren der Knock-out-Mäuse.
Weitere Tests zeigten, dass die genmanipulierten Mäuse ein dreifach höheres Risiko hatten, Antikörper gegen körpereigene Zellkernbestandteile zu entwickeln, als ihre "normalen" Artgenossen. Heterozygote Mäuse, die über eine intakte Kopie des Gens verfügten, zeigten dabei schwächere Symptome als homozygote. Insgesamt bedeutet dies vermutlich, dass "je niedriger der Dnase 1-Gehalt, desto höher ist das Risiko an SLE zu erkranken", sagt Möröy.
Die Studie sei ein "deutlicher Fortschritt", meint der Rheumatologe Mark Walport vom Imperial College London. "Sie zeigt zum ersten Mal, dass ein Defekt im Dnase 1-Gen ausreicht, um eine Immunerkrankung zu entwickeln." Da derzeitige Behandlungsmöglichkeiten mit starken Nebenwirkungen verbunden sind, lohnt es sich seiner Meinung nach zu prüfen, ob zusätzlich verabreichte Dnase SLE-Patienten helfen könnte.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 19.2.1998
"Der neue Weg zum Lupus erythematodes"
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