Menschliche Siedlungsgeschichte: DNA-Spuren lösen Rätsel um Inuit und ihre Vorfahren
Der eisige Norden Amerikas ist in der Vergangenheit in vier Wellen besiedelt worden, wie Genanalysen von heutigen Indigenen und längst verstorbenen Bewohnern der Region zeigen. Auffällig ist dabei, dass die verschiedenen Kulturen sich kaum untereinander vermischt haben oder voneinander abstammen. Ein gemeinsames Erbe haben sie ausschließlich von ihrer aller Ahnen aus Sibirien mitgebracht, von wo wiederholt die Menschen nach Alaska und Nordkanada aufbrachen.
Eine mehr als 50-köpfige Gruppe um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen hat die mtDNA aus Zähnen, Knochen und Haaren von mehr als 150 längst verstorbenen früheren Siedlern aus Sibirien, Alaska, Kanada und Grönland analysiert und mit Genproben von heutigen Inuit und anderen indigenen Nordamerikanern verglichen.
Dabei präzisierte sich die Einwanderungsgeschichte des Menschen nach Amerika. Demnach folgten im Wesentlichen vier Einwanderungswellen aufeinander: Zunächst siedelte eine einzelne Gründerpopulation aus Asien über und blieb fast 5000 Jahre lang in der nordamerikanischen Arktis heimisch. Diese Saqqaq-Kultur verschwand vor etwa 2500 Jahren – ohne genetische Spuren in heute lebenden Menschen zu hinterlassen. Danach folgten zwei Einwanderungen von Menschen der Dorset-Kultur und schließlich vor rund einem Jahrtausend die Thule-Menschen, die als Vorläufer der heutigen Inuit gelten. Aus den so genannten "Paläo-Eskimos" der Saqqaq- und der Dorset-Kultur gingen – anders als zuvor vermutet – also weder Inuit noch die anderen heute lebenden nordamerikanischen Indianergruppen hervor. Deren Ahnen sind offenbar schnell über die Beringia-Landbrücke gesprungen und nach Süden vorgestoßen, ohne ihrerseits im Norden genetische Spuren zu hinterlassen.
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