Paläoanthropologie: Doch älter
Der anatomisch moderne Mensch stammt aus Afrika - davon sind die meisten Anthropologen überzeugt. Nur fehlten hierfür die fossilen Belege, waren doch die bisherigen Funde auf dem Schwarzen Kontinent schlicht zu jung. Die Neudatierung eines alten Fundes liefert jetzt ein erstaunlich hohes Alter von Homo sapiens.
Über Hypothesen lässt sich trefflich streiten. Insbesondere, wenn die Beweislage schwach ist. So ergeht es auch der Austausch-Hypothese, die sich unter den Namen "Out of Africa" zum Zankapfel der Anthropologenzunft entwickelte.
Die meisten Forscher sind inzwischen von ihrer Richtigkeit überzeugt, wonach die gesamte Menschheit von wenigen Exemplaren des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens abstammt, die vor etwa 100 000 Jahren Afrika verließen und die einheimische Urbevölkerung anderer Homo-Arten – darunter auch den Neandertaler – in Europa und Asien verdrängten. Eine Minderheit hängt dagegen der multiregionalen Hypothese an und glaubt, dass sich Homo sapiens auf mehreren Kontinenten parallel entwickelt habe.
Immerhin tauchten 1997 in der äthiopischen Region Middle Awash drei Schädel auf, die 2003 auch datiert werden konnten: Vor 160 000 Jahren sollen demnach die menschlichen Wesen gelebt haben, die allerdings auf Grund bestimmter anatomischer Besonderheiten als eigene Unterart Homo sapiens idaltu angesehen werden.
Die Datierung erfolgte jedoch unter Vorbehalt. Denn für die beliebte Radiokarbonmethode war der Fund schlicht zu alt; die Forscher mussten sich auf in der gleichen Schicht gefundene Muschelschalen stützen, deren Alter sie über die Uranreihen-Datierung abschätzten.
Die genauere Datierung gelang über Bohrkernproben aus dem Mittelmeer. Denn der Fluss Omo gehört zu den Nebenflüssen des Nils und transportiert so – je nach klimatischen Verhältnissen – mal mehr, mal weniger Faulschlamm ins Mittelmeer. Die Schichten, in denen die Omo-Fossilien ruhten, passen nun genau in mediterrane Faulschlammschichten, die vor 195 000 Jahren ins Meer gespült worden waren.
Demnach lebten hier unsere Vorfahren bereits vor fast 200 000 Jahren – ohne nennenswerte kulturelle Spuren hinterlassen zu haben. Denn die ältesten Kulturgüter, wie Musikinstrumente, sind erst vor etwa 50 000 Jahren entstanden; der Mensch scheint sich 150 000 Jahre lang lediglich mit Steinwerkzeugen begnügt zu haben.
"Das Alter der modernen menschliche Anatomie wird immer weiter zurückversetzt", erläutert Fleagle. "Es zeigt sich damit eine große zeitliche Lücke zwischen dem ersten Auftreten des modernen Skeletts und des 'modernen Verhaltens'."
Die meisten Forscher sind inzwischen von ihrer Richtigkeit überzeugt, wonach die gesamte Menschheit von wenigen Exemplaren des anatomisch modernen Menschen Homo sapiens abstammt, die vor etwa 100 000 Jahren Afrika verließen und die einheimische Urbevölkerung anderer Homo-Arten – darunter auch den Neandertaler – in Europa und Asien verdrängten. Eine Minderheit hängt dagegen der multiregionalen Hypothese an und glaubt, dass sich Homo sapiens auf mehreren Kontinenten parallel entwickelt habe.
Unterstützung erhielten die Out-of-Africa-Anhänger bisher hauptsächlich von Genetikern. Denn Erbgutvergleiche lassen auf eine genetische "Urmutter" der Menschheit schließen, die vor vielleicht 150 000 Jahren in Afrika lebte. Bei fossilen Belegen von Homo sapiens aus Afrika sieht es dagegen eher mau aus.
Immerhin tauchten 1997 in der äthiopischen Region Middle Awash drei Schädel auf, die 2003 auch datiert werden konnten: Vor 160 000 Jahren sollen demnach die menschlichen Wesen gelebt haben, die allerdings auf Grund bestimmter anatomischer Besonderheiten als eigene Unterart Homo sapiens idaltu angesehen werden.
Davor galten die 1967 im äthiopischen Omo-Becken entdeckten Knochen als ältester Nachweis des anatomisch modernen Menschen auf dem afrikanischen Kontinent. Insbesondere das Skelett "Omo I" zählt eindeutig bereits zu Homo sapiens, aber auch die etwas archaischer anmutenden sterblichen Überreste von "Omo II" werden von den Anthropologen bereits zu unserer Art gezählt. Die Wissenschaftler schätzten damals ihren Fund auf "nur" 130 000 Jahre.
Die Datierung erfolgte jedoch unter Vorbehalt. Denn für die beliebte Radiokarbonmethode war der Fund schlicht zu alt; die Forscher mussten sich auf in der gleichen Schicht gefundene Muschelschalen stützen, deren Alter sie über die Uranreihen-Datierung abschätzten.
Einen neuen Versuch mit dem alten Fund – wobei hier inzwischen auch weitere Knochen aufgetaucht sind – wagte jetzt Ian McDougall von der Australian National University in Canberra zusammen mit seinen amerikanischen Kollegen Francis Brown und John Fleagle. Sie nutzten die Tatsache, dass radioaktives Kalium-40 zu Argon-40 zerfällt. Über das Verhältnis der Isotope 40Ar und 39Ar ließ sich somit das Alter vulkanischer Ascheschichten bestimmen.
Die Fossilien Omo I und Omo II lagen nun zwischen zwei Schichten, die auf 104 000 beziehungsweise 196 000 Jahre datiert wurden – wobei sie deutlich dichter an der älteren Schicht ihre vorläufig letzte Ruhe gefunden hatten.
Die genauere Datierung gelang über Bohrkernproben aus dem Mittelmeer. Denn der Fluss Omo gehört zu den Nebenflüssen des Nils und transportiert so – je nach klimatischen Verhältnissen – mal mehr, mal weniger Faulschlamm ins Mittelmeer. Die Schichten, in denen die Omo-Fossilien ruhten, passen nun genau in mediterrane Faulschlammschichten, die vor 195 000 Jahren ins Meer gespült worden waren.
Damit bricht das Alter von Homo sapiens aus dem Omo-Becken alle Rekorde – und liefert wichtige Argumente für die Out-of-Africa-Hypothese. "Der moderne Homo sapiens erschien damit in Afrika um viele tausend Jahre früher, als unsere Art auf anderen Kontinenten auftauchte," betont Fleagle.
Demnach lebten hier unsere Vorfahren bereits vor fast 200 000 Jahren – ohne nennenswerte kulturelle Spuren hinterlassen zu haben. Denn die ältesten Kulturgüter, wie Musikinstrumente, sind erst vor etwa 50 000 Jahren entstanden; der Mensch scheint sich 150 000 Jahre lang lediglich mit Steinwerkzeugen begnügt zu haben.
"Das Alter der modernen menschliche Anatomie wird immer weiter zurückversetzt", erläutert Fleagle. "Es zeigt sich damit eine große zeitliche Lücke zwischen dem ersten Auftreten des modernen Skeletts und des 'modernen Verhaltens'."
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