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News: Doch keine große Gefahr für's Herz

Vor einigen Jahren sorgte eine die Vermutung für Aufsehen, dass Bakterien, neben den bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, hohes Cholesterin und Stress, für den gefährlichen Gefäßverschluss verantwortlich sein könnten. Eine schlichte Antibiotika-Therapie hätte eine einfache Lösung dieses Problems versprochen. Untersuchungen der vergangenen Jahre sorgen allerdings für Ernüchterung nach der anfänglichen Euphorie: Die so genannten Chlamydien sind offenbar gar nicht so gefährlich wie angenommen.
"Damals wurden Chlamydien verdächtigt, in Blutbahnen Entzündungen auszulösen, in deren Verlauf die Gefäßwand aufbricht und sich dort Blutpfropfen anlagern, die schließlich die Ader verschließen und den Herzinfarkt auslösen", fasst Erland Erdmann, Herzspezialist an der Universität Köln die damaligen Vermutungen zusammen. Die Antwort auf dieses ruinöse Geschehen wäre bestechend einfach gewesen: Antibiotika hätten den Keimen schnell und einfach den Garaus bereiten und so Infarkte vermeiden können.

In einer Studie untersuchte der Kölner Experte, ob diese Chemotherapie tatsächlich den gewünschten Effekt liefern könnte. Das Fazit ernüchterte den Mediziner jedoch: Nach einem Jahr zeigten sich im Ergebnis keine Unterschiede zwischen infarktgefährdeten Patienten, die Antibiotika erhalten hatten, und einer Vergleichsgruppe ohne diese Therapie – die Chlamydien-Vermutung konnte also nicht bestätigt werden. Trotzdem sei die Mühe nicht umsonst gewesen, meint Erdmann, denn sie habe den Blick der Ärzte auf die Bedeutung von Entzündungen für Infarkte geschärft – auch, wenn Chlamydien dabei keine wesentliche Rolle spielten. Entzündungen im menschlichen Körper können unterschiedliche Ursachen haben, wie etwa Bakterien, Viren oder Chemikalien. "Die häufigste Entzündung in unseren Breiten ist jedoch die permanente Entzündung der Lunge durch das Rauchen", unterstreicht der Kölner Herzspezialist. Die Dauer-Strapaze des Körpers hat fatale Folgen, erklärt Erland Erdmann: "In der Folge werden Eiweiße produziert, die sich über diverse andere Faktoren mit Cholesterin verbinden und schließlich zu Plaquebildung in der Gefäßwand führen." Dieser Belag verkalke und verenge zunehmend die Blutbahn.

Damit erkläre sich auch, warum gerade in Asien, wo Tabakkonsum noch außerordentlich beliebt ist, der Herzinfarkt trotzdem nahezu unbekannt sei: "Chinesen und Japaner besitzen einen Gesamtcholesterinpegel von etwa 100 – Bei uns liegt dieser Wert durchschnittlich doppelt so hoch." Die Devise laute daher, vor allem den schädliche LDL-Cholesterin-Anteil so weit wie möglich zu senken. Dies gelingt durch Verzicht auf tierische Fette – oder notfalls auch mit Hilfe von Medikamenten.

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