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Radioastronomie: Zweifel an der Quelle des schnellen Radioausbruchs

Geht das "Radionachleuchten" von FRB 150418 vielleicht auf einen aktiven galaktischen Kern zurück? Dann wäre die vermutete Ursprungsgalaxie nicht die Quelle des schnellen Radioausbruchs, sondern hätte sich rein zufällig in der Sichtlinie der Radioteleskope befunden.
Das 64-Meter-Radioteleskop von Parkes, Australien

Am 24. Februar 2016 veröffentlichte ein Forscherteam um Evan Keane an der Swinbourne University, es sei erstmals gelungen, den Ort und den Zeitpunkt eines schnellen Radioausbruchs, englisch: fast radio burst (FRB), zu bestimmen. Sie stellten fest, dass sich der nur rund 0,8 Millisekunden lange Ausbruch, der vom australischen Radioteleskop Parkes am 18. April 2015 beobachtet wurde, in einer Galaxie mit der Rotverschiebung z = 0,492, entsprechend einem Abstand von etwa sechs Milliarden Lichtjahren, ereignet hatte. Bei rasch durchgeführten Nachbeobachtungen mit anderen Radioteleskopen stießen die Forscher um Keane auf ein Radiosignal, das sie als "Nachglühen" des FRBs interpretierten. Diese im renommierten Wissenschaftsjournal "Nature" veröffentlichte Arbeit sorgte bei Astrophysikern und Kosmologen für großes Aufsehen.

Die Quelle des schnellen Radioausbruchs vom 18. April 2015 | Der schnelle Radioausbruch, englisch: "fast radio burst", vom 18. April 2015 hatte seinen Ursprung in einer rund sechs Milliarden Lichtjahre weit entfernten Galaxie. Der Einschub mit dem Diagramm unten zeigt den Ausbruch als eine kleine, scharfe Spitze, die das Grundrauschen deutlich übertrifft. Der Ausbruch dauerte nur 0,8 Millisekunden.

Der Darstellung widersprechen nun die Astrophysiker Peter K. G. Williams vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics und Edo Berger von der Ohio University. Sie argumentieren, dass das beobachtete "Radionachglühen" in Wirklichkeit auf einen schwach aktiven galaktischen Kern (AGN) in der Galaxie zurückgeht, die sie als WISE 0716-19 identifizieren. Sie stimmen mit den Forschern um Keane in Folgendem überein: Es handelt sich um eine elliptische Galaxie, in der nur wenig bis gar keine Sternentstehung abläuft. Aber eine solche Welteninsel könnte einen AGN enthalten, dessen Radiohelligkeit unvorhersehbar schwankt und somit fälschlicherweise als eine vorübergehende und abklingende Radioquelle interpretiert werden kann. Somit hätten die Galaxie und das nach dem FRB 150418 aufgefangene Radiosignal nichts mit dem schnellen Radioausbruch und dessen Quelle zu tun.

Die Forscher um Keane hatten die Galaxie 90 und 190 Tage nach dem Ausbruch und den ersten Folgeuntersuchungen noch nachbeobachtet und konnten kein Radiosignal mehr auffangen. Somit gingen sie davon aus, dass WISE 0716-19 radioruhig ist. Nun bleibt abzuwarten, was weitere Untersuchungen in den Radiowellen- und anderen Spektralbereichen über diese Galaxie herausfinden werden.

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