Doppelsterne: Doppelsternsystem steht kurz vor der Verschmelzung
Das System MY Camelopardalis im Sternbild Giraffe ist nicht nur das massereichste bisher bekannte binäre Sternensystem, sondern auch jenes, in dem sich die Sterne am engsten umkreisen. Mit Hilfe des spanischen Calar-Alto-Observatoriums bestimmten Astronomen um Javier Lorenzo von der Universität Alicante die beiden Komponenten auf 38 und 32 Sonnenmassen – sie umkreisen sich mit einer Umlaufperiode von lediglich 1,2 Tagen. Weil sie so dicht zusammen sind, erwarten die Forscher, dass beide Sterne miteinander Verschmelzen, bevor sie sich nennenswert weiterentwickeln können. Die Entdeckung ist ein weiteres Indiz dafür, dass die allerschwersten Sterne nicht direkt aus Gaswolken entstehen, sondern durch Verschmelzung kleinerer, aber immer noch sehr massiver Sterne.
Obwohl MY Camelopardalis seit fünf Jahrzehnten bekannt ist, entdeckten Astronomen erst vor zehn Jahren, dass es sich bei dem System um einen Bedeckungsveränderlichen handelt – die Komponenten des Systems umkreisen sich so, dass sie von der Erde aus gesehen voreinander vorbeiziehen. Bei solchen Doppelsternen lassen sich viele Parameter des Systems vergleichsweise einfach beobachten. Mit Hilfe einer großen Anzahl von Sternspektren, aufgenommen mit dem FOCES-Spektrometer, identifizierten die Forscher den durch die Radialgeschwindigkeit verursachten Dopplereffekt sowie die Oberflächentemperaturen der Sterne und weitere Daten. Sie kommen unter Anderem zu dem Schluss, dass die Sterne des Systems schon zum Zeitpunkt ihrer Entstehung dicht beieinander waren. Sterne mit deutlich oberhalb der Masse der Sonne entstehen oft mit ähnlich massereichen Partnern zusammen, so dass derartige Verschmelzungen wohl recht häufig sind.
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