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Angsttherapie: Doppelt hilft besser

Antidepressiva verändern die Hirnzellen der Amygdala und unterstützen dadurch die Wirkung von Psychotherapien.
Pillen fürs Stimmungshoch

Antidepressiva und Psychotherapie gelten als Mittel der Wahl, um Depressionen und schwere Angststörungen zu behandeln. Warum die Kombination aus beiden am besten hilft, konnten Tierversuche nun zeigen: Die Medikamente verändern die Vernetzung von Hirnzellen und unterstützen somit die psychotherapeutische Behandlung.

Depressionszustände lassen sich bei Versuchstieren schwer nachahmen – wohl aber chronische Angst. Forscher um den finnischen Neurowissenschaftler Eero Castrén von der Universität Helsinki versetzten Mäusen einen milden elektrischen Schlag, wobei gleichzeitig ein Piepton erschallte. Sobald die Tiere erneut den drohenden Laut hörten, erstarrten sie vor Schreck. Die Dauer dieses hilflosen Zustands registrierten die Forscher als Ausmaß der empfundenen Angst.

Die Furcht vor den Tönen konnten die Wissenschaftler den Nagern vorläufig per "Konfrontationstherapie" nehmen: Versetzt in einen anderen Käfig hörten die Tiere mehrfach die akustischen Signale, ohne den schmerzhaften Schlag zu spüren. Die Angstsymptome verschwanden dadurch zunächst, traten allerdings eine Woche später beim erneuten Klang der Pieptöne wieder auf.

Anders erging es aber Mäusen, die zusätzlich den Wirkstoff Fluoxetin erhalten hatten. Jetzt ließen sie die Töne unberührt; selbst nach einem zweiten Elektroschock verhielten sie sich wesentlich furchtloser als ihre unbehandelten Artgenossen. Allein bewirkte das unter dem Handelsnamen Prozac bekannte Antidepressivum allerdings auch keine andauernde Hilfe: Ohne Konfrontationstherapie zeigten sich die Tiere früher oder später wieder ängstlich.

Wie Psychotherapie und Pille sich gegenseitig fördern, untersuchten Castrén und seine Kollegen im Gehirn der toten Tiere: In der Amygdala – einer Hirnregion, die bei Gefühlen wie Angst eine wichtige Rolle spielt – wiesen die Neurone der mit Prozac behandelten Mäuse jugendliche Züge auf. Das Medikament hatte offensichtlich die Hirnzellen in einen unreifen Zustand zurückversetzt. Die Zellen konnten nun neue Verknüpfungen bilden und somit die neuronalen Netze umprogrammieren.

Laut den Forschern unterstützt die medikamentöse Therapie demnach die Aufnahmebereitschaft des Gehirns. Damit kann dann eine Psychotherapie effizient wirken: Neutrale Erlebnisse ersetzen schmerzhafte Erinnerungen und helfen so, die Furcht zu überwinden.

  • Quellen
Science 334, S. 1731–1734, 2011

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