News: Doppelt zugreifen hält besser
Jonathan Ellman von der University of California in Berkely hat sich eine Abkürzung ausgedacht, um schneller die Substanzen mit Wirkung zu finden. Er und seine Kollegen haben gleich die aussichtsreichsten Bausteine genommen. Ausgegangen sind sie von den Oximen, einer Reaktionsgruppe, die man häufig in pharmazeutischen Stoffen findet. Unter 300 Oximen haben sie dann nach einer Substanz geschaut, die das Protein Src bindet. Hierbei handelt es sich um ein Signalprotein, das in Krebszellen und bei Osteoporose vermutlich übermäßig aktiv ist. In Vorversuchen haben die Chemiker die Ausgangs-Oxime getestet. Zehn Prozent von ihnen konnten mäßig gut an das Src binden. Das Bild änderte sich deutlich, wenn die Forscher die Oxime zu Paaren kombinierten. Aus der mittelmäßigen wurde eine feste Bindung. Darüber hinaus war die Erfolgsquote überraschend hoch. Die Gruppe musste nur 4000 Oximpaare synthetisieren, um unter ihnen einige stark bindungsfähige Moleküle zu finden.
Das neue Verfahren ist so vielversprechend, weil es Stoffe produzieren könnte, die an mehreren Stellen ihr Zielmolekül greifen, sagt die Chemikerin Sheila de Witt. Es könnte uns zu höchst wirksamen Substanzen führen. "Wenn die Methode funktioniert, ist sie von unschätzbarem Wert", meint de Witt.
Siehe auch
- Spektrum der Wissenschaft 6/96, Seite 98
"Arzneimittel-Entwurf mit Computerunterstützung"
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