News: Doppelte Bedrohung
Kabeljau, einst Brotfisch Nummer Eins, ist zur Rarität geworden - die Überfischung hat seine Bestände zusammenbrechen lassen. Doch auch die Klimaveränderung setzt dem Fisch zu.
"Wir können nicht länger so tun, als gebe es keine Probleme. Der stetige Verfall der Fischbestände stellt das Überleben der Fischer und ganzer Regionen in Europa in Frage." Franz Fischler, seines Zeichens Europäischer Kommissar für Landwirtschaft und Fischerei, weiß wovon er spricht: Die Fischbestände der europäischen Gewässer sind akut gefährdet. Galten die Meere einst als unerschöpfliches Reservoir, wird die Begrenzung dieses Lebensraumes immer deutlicher.
So schrumpfen die Bestände des Kabeljaus (Gadus morhua) in der Nordsee seit 20 Jahren; die Art muss hier als akut gefährdet gelten. Im Jahr 2003 wird der Bestand auf 52 000 Tonnen geschätzt; der Internationale Rat für Meeresforschung (International Council for the Exploration of the Sea, ICES) geht davon aus, dass mindestens 150 000 Tonnen in der Nordsee existieren müssten, um die Art zu erhalten. Daher empfielt er ein komplettes Fangverbot, bis sich der Bestand wenigstens auf 70 000 Tonnen erholt hat.
Doch vielleicht hilft auch diese Maßnahme dem Kabeljau wenig. Denn Populationsgrößen werden nicht nur vom Räuber – in diesem Falle der Mensch –, sondern auch von der Beute bestimmt. Und diese Rolle übernimmt, zumindest für die Jungfische, das Zooplankton. Insbesondere Copepoden, also winzige Ruderfußkrebse, gelten für die Fische und deren Larven als Leckereien.
Grégory Beaugrand vom französischen Centre National de la Recherche Scientifique in Wimereux versuchte daher, die Bestände von Kabeljau und Zooplankton in der Nordsee miteinander zu vergleichen. Wertvolle Dienste lieferten ihm und seinen Kollegen dabei die regelmäßigen Messungen des Continuous Plankton Recorder Survey durch die Sir Alister Hardy Foundation for Ocean Science, das seit 1946 monatlich die Planktonbestände in der Nordsee überwacht.
Der Vergleich zeigte eine eindeutige Korrelation: Zwischen 1963 und 1983 schwammen in der Nordsee reichlich Copepoden, und genau diese beiden Dekaden sind bei Fischern als "Kabeljauboom" noch in verklärter Erinnerung. Danach ging es mit dem Plankton und dem Kabeljau stetig bergab.
Woran leiden nun die Copepoden? Die Forscher vermuten, dass die Erwärmung des Meerwassers durch den Klimawandel den kleinen Krebsen zusetzt. Die an kältere Gewässer gewöhnten Arten weichen nach Norden aus, wärmeliebendere Arten, die den Larven und Jungfischen des Kabeljaus aber nicht zusagen, wandern dafür in die Nordsee ein. Da der Stoffwechsel der Fische durch die ansteigenden Wassertemperaturen auch noch zusätzlich angeheizt wird – die Fische also mehr Nahrung brauchen –, leiden sie unter der Temperaturerhöhung doppelt.
Dem Kabeljau wird also von zwei Seiten das Leben und Überleben schwer gemacht: einmal durch die Überfischung, einmal durch die Klimaveränderung. An beiden Schrauben dreht der Mensch – und schadet damit sich selbst. "Wenn die Erwärmung weiter geht", betont daher Beaugrand, "dann ist es unwahrscheinlich, dass der Kabeljau in der Nordsee bleibt – selbst bei einem totalen Fangverbot für die kommenden Jahre."
"Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen", meint auch EU-Kommissar Fischler. "Wenn die Fischbestände aussterben, so stirbt auch die Fischwirtschaft. Gibt es keine Fische mehr, verfallen zunächst die Einkommen, und es gibt langfristig auch keine Fischer mehr."
So schrumpfen die Bestände des Kabeljaus (Gadus morhua) in der Nordsee seit 20 Jahren; die Art muss hier als akut gefährdet gelten. Im Jahr 2003 wird der Bestand auf 52 000 Tonnen geschätzt; der Internationale Rat für Meeresforschung (International Council for the Exploration of the Sea, ICES) geht davon aus, dass mindestens 150 000 Tonnen in der Nordsee existieren müssten, um die Art zu erhalten. Daher empfielt er ein komplettes Fangverbot, bis sich der Bestand wenigstens auf 70 000 Tonnen erholt hat.
Doch vielleicht hilft auch diese Maßnahme dem Kabeljau wenig. Denn Populationsgrößen werden nicht nur vom Räuber – in diesem Falle der Mensch –, sondern auch von der Beute bestimmt. Und diese Rolle übernimmt, zumindest für die Jungfische, das Zooplankton. Insbesondere Copepoden, also winzige Ruderfußkrebse, gelten für die Fische und deren Larven als Leckereien.
Grégory Beaugrand vom französischen Centre National de la Recherche Scientifique in Wimereux versuchte daher, die Bestände von Kabeljau und Zooplankton in der Nordsee miteinander zu vergleichen. Wertvolle Dienste lieferten ihm und seinen Kollegen dabei die regelmäßigen Messungen des Continuous Plankton Recorder Survey durch die Sir Alister Hardy Foundation for Ocean Science, das seit 1946 monatlich die Planktonbestände in der Nordsee überwacht.
Der Vergleich zeigte eine eindeutige Korrelation: Zwischen 1963 und 1983 schwammen in der Nordsee reichlich Copepoden, und genau diese beiden Dekaden sind bei Fischern als "Kabeljauboom" noch in verklärter Erinnerung. Danach ging es mit dem Plankton und dem Kabeljau stetig bergab.
Woran leiden nun die Copepoden? Die Forscher vermuten, dass die Erwärmung des Meerwassers durch den Klimawandel den kleinen Krebsen zusetzt. Die an kältere Gewässer gewöhnten Arten weichen nach Norden aus, wärmeliebendere Arten, die den Larven und Jungfischen des Kabeljaus aber nicht zusagen, wandern dafür in die Nordsee ein. Da der Stoffwechsel der Fische durch die ansteigenden Wassertemperaturen auch noch zusätzlich angeheizt wird – die Fische also mehr Nahrung brauchen –, leiden sie unter der Temperaturerhöhung doppelt.
Dem Kabeljau wird also von zwei Seiten das Leben und Überleben schwer gemacht: einmal durch die Überfischung, einmal durch die Klimaveränderung. An beiden Schrauben dreht der Mensch – und schadet damit sich selbst. "Wenn die Erwärmung weiter geht", betont daher Beaugrand, "dann ist es unwahrscheinlich, dass der Kabeljau in der Nordsee bleibt – selbst bei einem totalen Fangverbot für die kommenden Jahre."
"Wir müssen uns unserer Verantwortung stellen", meint auch EU-Kommissar Fischler. "Wenn die Fischbestände aussterben, so stirbt auch die Fischwirtschaft. Gibt es keine Fische mehr, verfallen zunächst die Einkommen, und es gibt langfristig auch keine Fischer mehr."
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