Ichthyologie: Dorsche seit Steinzeit geschrumpft
Jungsteinzeitliche Fischer holten aus Küstengewässern der Ostsee größere und ältere Dorsche als heutige Kutter aus dem offenen Meer. Zu diesem Ergebnis kommen Wissenschaftler um Karin Limburg von der State University of New York in Syracuse, nachdem sie auf der schwedischen Insel Gotland Ohrsteine und Wirbel früherer Dorsche fanden und untersuchten: Die Steinzeit-Dorsche waren im Durchschnitt 56 Zentimeter lang, heute messen sie dagegen nur noch 49 Zentimeter. Auch das Alter der Fische nahm von durchschnittlich 4,7 Jahren auf nur noch 3,6 Jahre ab.
Vor 4500 Jahren arbeiteten die Fischer allerdings küstennah in einzelnen Booten und blieben nicht lange draußen auf dem Meer. Heutige Fischkutter holen die Tiere dagegen aus tieferen Gewässern auf hoher See, wo eigentlich ältere und größere Exemplare leben.
Problematisch ist dabei vor allem, dass viele ausgewachsene und erfahrene Weibchen weggefischt werden, die den meisten Nachwuchs bekommen. Folglich schrumpft der Bestand, und es müssen zunehmend jüngere Dorsche gefangen werden. Der Mensch übt also einen Selektionsdruck auf die beliebten Speisefische aus, der kleine Tiere begünstigt, betont Limburg. Somit dürften die Dorsche auch zukünftig weiter schrumpfen.
Die Ohrsteine – so genannte Otolithe – dienen bei Fischen dem Hörsinn. Sie können zur Altersbestimmung benutzt werden, da sie in einer Zwiebelschalenstruktur mit Jahresringen wachsen. Über die gefundenen Rückenwirbel ließ sich die Größe der alten Fische zusätzlich präzisieren. (sc)
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