Beobachtungstipps für Amateurastronomen: Die Highlights der zweiten Maihälfte
Nach den ereignisreichen letzten Wochen wird es jetzt wieder etwas ruhiger im Sonnensystem. Der riesige Gasplanet Jupiter lässt sich am Abend bis tief in die Nacht hinein gut beobachten. In der zweiten Nachthälfte gesellen sich Mars und Saturn dazu. Mars ist derzeit ziemlich hell und befindet sich im Mai mitten in den Scheren des Skorpions. Am 22. Mai steht er in Opposition zur Sonne und leuchtet dann –2 mag hell. Allerdings steht er im deutschsprachigen Raum kaum höher als 20 Grad über dem Horizont. Verwechseln sie den Roten Planeten aber nicht mit dem gelborangefarbenen Stern Antares, der etwas später aufgeht. Im Teleskop erreicht Mars zur Opposition einen scheinbaren Durchmesser von 18,4 Bogensekunden. Auf der Marsoberfläche kann man zwar nicht die Rover herumfahren sehen, aber doch Details wie die helle Polkappe oder die dunklen Gebiete der großen Canyons ausmachen. Saturn dagegen ist am Himmel deutlich leuchtschwächer als der Rote Planet. Er geht mit ihm annähernd zeitgleich auf.
Die zweite Maihälfte ist durch den zunehmenden Mond von hellen Nächten geprägt und somit keine gute Zeit, um leuchtschwache Himmelsobjekte zu beobachten. Am 17. Mai lässt sich wieder der Lichteffekt des "goldenen Henkels" auf unserem Trabanten sichten. Wenige Tage später, am 21. Mai, ist Vollmond. Er steht dabei sehr nah bei den Planeten Mars und Saturn im Süden.
Für unerschrockene Deep-Sky-Beobachter gibt es jedoch trotzdem einen Lichtblick, denn zahlreiche Kugelsternhaufen sind am Frühlings- und Sommerhimmel zu sehen. Der bekannteste seiner Art dürfte Messier 13 im Sternbild Herkules sein. Er ist ein Paradeobjekt, das immer wieder bei Sternwartenführungen oder in Amateurteleskopen gezeigt wird. Ab einer Teleskopöffnung von 20 Zentimetern lässt sich der Sternhaufen bis ins Zentrum in Einzelsterne auflösen. Ganz in der Nähe, am Kopf des Herkules, befindet sich der kleinere und etwas leuchtschwächere Messier 92. Schauen wir weiter Richtung Westen, treffen wir auf das Sternbild Bärenhüter, lateinisch: Bootes. Westlich zwischen Bärenhüter und dem Haar der Berenike können wir Messier 3 sehen. Er bildet mit den Sternen Arktur und Ceginus ein großes rechtwinkliges Dreieck. Die beiden Sterne Beta und Gamma im Haar der Berenike zeigen genau darauf. Von Messier 3 weiter südlich, in Richtung eines Sterns im Sternbild Jungfrau mit dem schönen Namen Vindemiatrix (Weinleserin), liegt der dritte Kugelsternhaufen Messier 53. Vindemiatrix ist etwa 102 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Sobald die Abenddämmerung vorüber ist und die Sterne ihren vollen Glanz entfalten, ist auch das Sternbild Schlangenträger im Süden sichtbar. Es beherbergt die Kugelsternhaufen Messier 10, 12 und 14. Die Sternhaufen sind etwas dunkler und etwas kleiner als Messier 13 im Herkules.
Wer eine freie Sicht in Richtung Süden hat, kann bei guten Bedingungen nach gleich fünf weiteren Kugelsternhaufen Ausschau halten. Südlich von Sabik, dem unteren Stern des Schlangenträgers, befindet sich Messier 9. Er markiert eine Kette von Sternhaufen in Richtung Süden. Dieser Kette folgend trifft man auf Messier 19 und schließlich ganz knapp über dem Horizont Messier 62. Nahe bei Saturn, Mars und Antares finden wir die anderen zwei. Direkt neben Antares steht Messier 4 und etwas darüber Messier 80. Alle diese Kugelsternhaufen sind zwischen 6 und 8 mag hell. Messier 4 gehört zur berühmten Antares-Region. Sie ist ein sehr beliebter Bereich am südlichen Himmel für Astrofotografen. Dabei bildet Messier 4 den "5. Stern" eines gleichseitigen Fünfecks, das in ein wunderschönes Nebelgebiet aus Reflexions-, Emissions- und Dunkelnebeln eingebettet ist.
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