Gaswolken: Drei Nebel auf einen Streich
Dieses kontrastreiche Bild des Trifidnebels (M 20) im sichtbaren Licht entstand am 2,4 Kilometer hoch gelegenen La-Silla-Observatorium der ESO in Chile. Das weite Sichtfeld des genutzten 2,2-Meter-Teleskops zeigt das vollmondgroße Objekt mitsamt seinen Ausläufern, so dass Emissionsnebel, Reflexionsnebel und Dunkelwolken zusammen in einem Bild zu sehen sind.
Der Trifidnebel liegt im nördlichen Teil des Sternbilds Schwan und erhielt seinen Namen um das Jahr 1820 von John Herschel, da die leuchtende Wolke durch Bänder aus Dunkelwolken dreigeteilt erscheint (lateinisch: trifidus). Charles Messier entdeckte das Objekt allerdings bereits 1764 und listete es als Nummer 20 in seinem Katalog auf. Die Angaben zu Helligkeit und Entfernung schwanken stark, liegen jedoch im Mittel bei 5000 Lichtjahren und 8 mag.
Bei dem rötlichen Emissionsnebel handelt es sich um ein junges Sternentstehungsgebiet. Die Geburtsstätte unserer Sonne könnte einst sehr ähnlich ausgesehen haben. Im Zentrum der Gasformation entstand vor wenigen hunderttausend Jahren ein System aus gleich drei blauen Riesensternen. Diese Sterne blasen seitdem das Gas nach außen fort und regen den enthaltenen Wasserstoff gleichzeitig zum Leuchten mit der typischen roten Farbe an. Die zahlreichen leuchtschwächeren Sterne im Nebel sind daher überstrahlt und nicht sichtbar.
Im Gegensatz dazu handelt es sich bei dem nördlichen Ausläufer lediglich um einen Reflexionsnebel. Dieser Teil der Wolke ist zu weit von den heißen Sternen entfernt, um eigenständig zu leuchten. Er besteht jedoch zu großen Teilen aus Überresten früherer Sterne und enthält daher Elemente wie Kohlenstoff und Metalle, die kleine Staubkristalle bilden und das bläuliche Licht der Sternriesen zurückwerfen.
Als dritte Komponente finden sich im Nebel zahlreiche Bänder aus Dunkelwolken. Diese zeugen davon, dass in der näheren Umgebung bereits Sterne ihr Leben beendet haben und dabei schwerere Elemente in die Gaswolke bliesen. Aufgrund ihrer Schwerkraft und des Drucks des äußeren Gases ziehen sie sich zu Filamenten zusammen. Häufig werden sie erneut zu Keimen für die nächste Generation von Sternen.
Besonderes Augenmerk legen Astronomen auf die kleine Beule, die sich am südlichen Rand des Emissionsnebels ins Innere reckt. Dabei handelt es sich um eine Globule, ein Gebiet aus besonders dichtem Gas, das daher dem Wind der Blauen Riesen Widerstand leistet.
Globulen treten in fast allen Sternentstehungsgebieten auf und gelten als Keime von Planetensystemen. Das dichte Gas ist reich an schweren Elementen. Letztlich kollabiert es und formt einen metallreichen Stern, den vermutlich oft eine Staubscheibe umgibt. Aus dieser können schließlich zahlreiche Planeten entstehen.
Ralf Strobel
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