Exoplaneten: Drei 'Rote Welten' auf einen Streich
Mehr als 2000 Exoplaneten haben Forscher mittlerweile schon entdeckt. Weitere Funde dieser extrasolaren Himmelskörper folgen seit Jahren immer häufiger. Längst nicht mehr jedes Mal, wenn ein weiterer Exoplanet aufgespürt wird, ist das eine Meldung wert. Anders aber ist es bei den drei erdgroßen Planeten, die Michaël Gillon vom Institut d'Astrophysique et Géophysique an der Université de Liège und seine Kollegen nun bei einem uns nahe gelegenen, ultrakalten Zwergstern aufgespürt haben. Denn es ist das erste Mal überhaupt, dass man bei einem derartigen Stern Exoplaneten fand.
Ultrakalte Zwergsterne zeichnen sich durch eine niedrige Oberflächentemperatur aus – der nun betrachtete Stern namens TRAPPIST-1, benannt nach dem Teleskop in Chile, mit dem man ihn zuerst erspähte, wies eine von weniger als 2300 Grad Celsius auf. Schätzungen zufolge machen ultrakalte Zwergsterne etwa 15 Prozent aller astronomischen Objekte in Sonnennähe aus. Ihr Spektrum ist durch die niedrigere Temperatur im Vergleich zur Sonne röter. TRAPPIST-1 befindet sich "nur" knapp 40 Lichtjahre von unserem Sonnensystem entfernt im Sternbild Wassermann. Daher erhoffen sich die Forscher nun tiefere Einblicke in die geologische und atmosphärische Zusammensetzung der Planeten.
Und auf Grund der relativen Nähe sehen sie auch gute Chancen, die neuen Exoplaneten gründlich nach außerirdischem Leben absuchen zu können. Denn mit der momentan vorhandenen Technik könne man nur bei Planeten, die solche ultrakalten und weniger hellen Sterne umkreisen, Zeichen von Leben nachweisen, sagt Gillon. "Wenn wir also Leben irgendwo anders im All finden wollen, sind diese Sterne der Ort, an dem wir beginnen sollten zu suchen."
Die drei Exoplaneten waren mit der Transitmethode im vergangenen Herbst und Winter entdeckt worden. Während 62 Beobachtungsnächten zeigte sich ein regelmäßiges Flackern von TRAPPIST-1 im Teleskop. Dieses Flackern stammt den Forschern zufolge zweifelsfrei von drei Exoplaneten, die vor dem Stern vorbeiziehen. Während zwei der Planeten innen knapp vor der Grenze zur habitablen Zone von TRAPPIST-1 kreisen, bewegt sich der dritte innerhalb oder knapp zu weit außen hinter diesem Bereich, in dem es flüssiges Wasser geben sollte.
Die relativ kurzen Umlaufzeiten der Planeten deuten auf eine geringe Entfernung zu ihrem Stern hin. Wegen der schwachen Leuchtkraft des ultrakalten Zwergsterns bekommen die inneren beiden der neuen Exoplaneten dennoch nur etwa das Doppelte respektive Vierfache der Strahlungsleistung ab, die die Sonne auf die Erde schickt. Der dritte, äußere Exoplanet erhält vermutlich weniger Strahlung von seinem Stern als die Erde von der Sonne. "Wir haben damit nicht nur eine einsame 'Rote Welt' gefunden", sagt Emmanuël Jehin, einer der Koautoren der Studie, "sondern gleich ein komplettes Planetensystem."
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