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Astronomie: Drei Schwarze Löcher auf Kollisionskurs

In den Tiefen des Alls haben drei Galaxienkerne Tuchfühlung aufgenommen. Nun rätseln Experten darüber, wie es weitergeht.
Galaxienkerne im Röntgenlicht

In einer weit entfernten Region des Weltalls kündigt sich ein seltenes Schauspiel an: Drei aktive Galaxienkerne – die jeweils ein gewaltiges Schwarzes Loch verbergen – haben Tuchfühlung aufgenommen und könnten in Zukunft miteinander verschmelzen, berichtet ein Team um Ryan Pfeifle von der George Mason University im »Astrophysical Journal«.

Kollisionen von Galaxien sind in den Weiten des Alls nicht gerade Alltag, aber auch nichts völlig Ungewöhnliches. Simulationen der großräumigen Struktur des Kosmos zeigen, dass größere Galaxien immer wieder kleinere Exemplare verschlingen. Die Schwarzen Löcher in ihren Zentren wachsen auf diese Weise mit der Zeit zu immer beachtlicherer Größe an. Derzeit sind rund 30 Regionen bekannt, in denen sich solch eine Verschmelzung anbahnt.

In selteneren Fällen stößt zu dem Paartanz noch ein dritter Partner hinzu. Schon länger haben Experten daher die rund eine Milliarde Lichtjahre entfernte Galaxie SDSS J0849+1114 im Blick. Wie in einer Hand voll anderer Systeme deuten Beobachtungen hier seit einiger Zeit auf einen sich anbahnenden Dreier hin.

Galaxien-Trio SDSS J0849+1114 | Sowohl auf optischen Aufnahmen als auch auf Röntgenbildern kann man die drei Galaxienkerne erkennen, die sich in den Weiten des Alls immer näher kommen.

Das Team um Pfeifle hat nun Beobachtungsdaten anderer Teleskope ausgewertet, darunter die des Röntgenteleskops Chandra. Auf dieser Basis könne man den Verdacht einer Drei-Galaxien-Begegnung bestätigen, schreiben die Forscher. Ihrer Analyse zufolge trennen die Mitglieder des Trios momentan »nur« noch 11 000 bis 23 000 Lichtjahre voneinander. Letzteres entspricht grob der Entfernung der Erde vom Zentrum unserer eigenen Galaxie, der Milchstraße.

Wie es in SDSS J0849+1114 weitergeht, ist den Wissenschaftlern zufolge noch unklar. Paare aus Galaxienkernen benötigen manchmal Milliarden von Jahren, ehe sie endgültig miteinander verschmelzen. Bis dahin umkreisen sie sich auf immer engeren Bahnen, ehe schließlich ihre Schwarzen Löcher Tuchfühlung aufnehmen. Ein drittes Exemplar bringt die Orbits jedoch so durcheinander, dass sich der Verschmelzungsprozess entweder beschleunigt – oder aber einer der Partner in die Weiten des Alls katapultiert wird.

Astronomen möchten Verschmelzungen extrem massereicher Schwarzer Löcher unter anderem mit dem Weltraumteleskop LISA verfolgen, das Gravitationswellen derartiger Ereignisse aufzeichnen kann. Es soll im Jahr 2034 starten.

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