Drogen: Warum ist die Coloradokröte so extrem halluzinogen?
Wer in der Wüste als Amphibium überleben will, muss hartgesotten, aber nicht wählerisch in seiner Nahrungsauswahl sein. Auf die Coloradokröte (Incilius alvarius) trifft dies zu: Sie kommt in der Sonorawüste im Südwesten der USA vor und wehrt Fressfeinde mit einem starken Hautgift ab, das beim Menschen kurze, aber sehr heftige psychedelische Zustände auslöst. Die Substanz namens 5-MeO-DMT gilt als das stärkste bekannte Halluzinogen, das bislang entdeckt wurde, weshalb manche Menschen bereits begonnen haben, die Kröten einzufangen, an ihnen zu lecken oder das Hautsekret zu rauchen. Wie die Amphibien den Stoff allerdings produzieren, ist bislang unbekannt und war das Ziel einer Studie von Marina Luccioni von der Stanford University und ihrem Team, die auf dem bioRxiv eingestellt wurde.
Die Arbeitsgruppe hatte die Nahrung der Tiere im Verdacht, die zum Teil aus giftigen Ameisen und Käfern besteht. Sie fingen daher knapp 30 Coloradokröten rund um Tuscon ein, pumpten ihnen die Mägen aus und untersuchten die darin gefundenen Beutereste. Zum Vergleich diente der Mageninhalt von weiteren 21 Kröten aus der Region, die keine Halluzinogene erzeugen.
Recht schnell war klar, dass die Coloradokröten hartgesottene Esser sind, die gerne Insekten und andere Wirbellose verspeisen, die sich potenziell mit Gift wehren können. Neben verschiedenen Ameisen und Käfern fanden Luccioni und Co giftige Spinnen, Wespen und in einem Fall sogar die Überreste eines Skorpions, dessen Stich bei Menschen extreme Schmerzen und sogar den Tod auslösen kann (eine Kröte hatte zudem eine Patronenhülse verschluckt).
Viele der nachgewiesenen Ameisen stammten aus der Gattung Pogonomyrmex, die Substanzen in sich tragen, die nach Verzehr zu psychedelisch wirkenden Stoffen verstoffwechselt werden können. Die untersuchten Kröten fressen aber wohl nicht die dafür Mengen an Ameisen – zumindest nicht, wenn man den untersuchten Mageninhalt als Basis nimmt. Und je nach Lebensraum, in dem die Lurche leben, unterscheidet sich auch das Nahrungsspektrum deutlich. Dennoch erzeugen alle das Halluzinogen in ähnlichen Konzentrationen. Andere Krötenarten aus der Studie wiesen wiederum ebenfalls derartige Ameisen in ihrer Nahrung auf, ohne dass sie das toxische 5-MeO-DMT produzierten.
Nach Ansicht der Arbeitsgruppe scheidet die Nahrung deshalb als primäre Quelle der Droge aus. Zuvor wurde vermutet, dass die Kröten die Verbindung mit Hilfe eines Enzyms namens 5-Hydroxyindol-O-Methyltransferase erzeugen könnten. Deren Nachweis steht bei den Coloradokröten bislang aber noch aus. Völlig außen vor ist die These allerdings nicht.
Für die Amphibien hat der Stoff allerdings nicht nur Vorteile: Ihr Bestand schrumpft, weil Menschen mit Konsum des Schleims auf einen Trip gehen wollen. Wilderer gehen deshalb gezielt auf die Suche nach den Kröten, um sie auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen.
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