Bedrohte Arten: Drohne filmt Meeresschildkröten-Massenmeeting
Meeresschildkröten leben vorwiegend als eher einsam im Ozean herumwandernde Tiere. Sobald es aber daran geht die nächste Generation ins Leben zu schicken, sammeln sie sich massenhaft. Denn nach der Paarung im Meer synchronisieren die weiblichen Tiere ihren Gang an Land, bei dem sie ihre Eier im Sand ablegen und von der Wärme ausbrüten lassen. Das sorgt dafür, dass alle Jungtiere gleichzeitig schlüpfen und jedes einzelne Tier der gemeinsam ins Meer eilenden Babyschildkrötenmenge eine größere Chance hat, von den anwesenden Räubern nicht verspeist zu werden. Dabei gibt es von den ins Meer rutschenden Jungschildkröten viele dramatische Fotos und Filmaufnahmen – selten jedoch von gesammelten Mutterschaft im Ozean vor der Eiablage. Diese Lücke schließt die Meeresbiologin Vanessa Bézy mit ihren schon 2016 per Kameradrohne geschossenen Luftaufnahmen vor Costa Rica: Hier hatten sich in einem beeindruckenden Naturschauspiel Meeresschildkröten auf engstem Raum zu Abertausenden zusammengeschlossen.
Wahrscheinlich, so kalkuliert die Biologin, erreichten die Tiere – vor allem Oliv-Bastardschildkröten (Lepidochelys olivacea) – zum Zeitpunkt der Aufnahmen eine Dichte von rund 5000 Tieren auf einer Fussballfeldfläche, wenn man nur die Tiere an der Oberfläche zählt. Das dürfte ein Spitzenwert sein: Üblich sind bei den Massenansammlungen legebereiter Meeresschildkrötenmütter, so zeigt eine Auswertung von über einige Zeit gesammeltem Bildmaterial des Teams, zwischen Tausende und 3000 Tiere pro Quadratkilometer.
Auch die hier so zahlreiche Oliv-Bastardschildkröten – ohnehin eine der häufigsten Arten der Meeresschildkröten – steht übrigens auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Zwar funktioniert der Trick der synchronen Eiablage gegen die natürlichen Feinde der Tiere ausreichend gut, die Schildkröten sind aber durch Wilderei und die zunehmende Umwidmung von für die Eiablage tauglichen Stränden in Touristikzentren bedroht. Eine weitere Gefahr für Meeresschildkröten sind zudem die Klimakrise oder die im Meer treibenden Plastikabfälle.
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