Paarungsverhalten: Du stinkst mir
"Wer zweimal mit demselben pennt, gehört schon zum Establishment", diese Parole nimmt sich die weibliche Kurzflügelgrille zu Herzen. Doch woher weiß sie, mit welchem Männchen sie schon das Vergnügen hatte?
Frau Grille ist nicht sehr wählerisch: Ist sie in Stimmung, zieht sie los und sucht sich einen willigen Mann. Von dem lässt sie sich – so viel Zeit muss sein – erst einmal kräftig bezirzen; ohne männlichen Balzgesang läuft bei der weiblichen Kurzflügelgrille (Gryllodes sigillatus) nämlich gar nichts. Nach dem Schäferstündchen zieht sie von dannen, und ist gleich auf der Suche nach dem nächsten Partner.
Als Grund für dieses Verhalten nehmen Wissenschaftler einen genetischen Vorteil durch Vielfalt an: Erwischt eine Grille einmal ein Männchen mit schlechten oder unpassenden Genen, kann sie diesen Nachteil ausgleichen – denn ihre gleichzeitig schlüpfenden Kinder sind keineswegs alle vom selben Vater gezeugt. Paart sie sich mit mehreren, ist zu erwarten, dass sie dabei auch auf einen Spitzen-Vater für zumindest einen Teil ihrer Sprösslinge trifft. Selbst Inzest ist dann kein Thema mehr, denn sollte sie mal an den eigenen Bruder geraten, kann sie diesen inzestuösen Fehltritt angesichts der Menge ihrer Nachkommen von anderen Vätern verschmerzen.
Nun saßen die Wissenschaftler neben ihren Versuchstieren und warteten ab, auf dass beide Männchen ihr Balzgezirp anstimmten. Blieb einer stumm, mussten sie den Durchgang als ungültig streichen, da der sich so von vorneherein aller Chancen beraubte. Dann warteten Ivy und ihre Kollegen die Wahl der Grillen ab – und siehe da: Frau Grille bevorzugte in der Regel den Unbekannten.
Wie aber kann ein Insekt, dessen Intellekt selbst ihr geneigte Forscher doch für eher beschränkt halten, wissen, mit welchem Männchen es schon einmal näher zu tun hatte? Die Wissenschaftler nahmen an, dass Duftstoffe dabei als Signalgeber dienen. Zeit für ein zweites Experiment: Zunächst züchteten sie dafür Gruppen genetisch identischer Grillen, die auch jeweils die gleichen Duftstoffe produzieren. Dann ließen sie wie gehabt ihre weiblichen Versuchsgrillen ein Schäferstündchen mit einem ihnen nicht verwandten Männchen abhalten.
Am nächsten Tag hatte jedes Weibchen wieder ein Rendezvous mit zwei Verehrern, wobei die Forscher diese nach bestimmten Kriterien auswählten: In der einen Versuchsgruppe war einer der Männer ein Zwilling des Liebhabers vom Vortag. Würden sich die Grillenweibchen den Duft ihrer Liebhaber merken, müssten sie deren ebenso riechende Brüder ebenso häufig verschmähen wie ihn selbst. Offensichtlich erkannten jedoch die Grillen den Duft nicht wieder, sondern paarten sich gleich wahrscheinlich mit den Verwandten ihrer abgelegten Liebhaber wie mit Fremden.
In der zweiten Gruppe hatte sich einer der zwei Verehrer am Tag davor mit der Zwillingsschwester der Grille vergnügt. Nutzt die Grille die eigene beim Liebesakt hinterlassene Duftspur, so vermuteten die Forscher, müsste sie nun das Männchen verschmähen, auf dem die gleich riechende Schwester ihre Marker hinterlassen hat. Und tatsächlich: Die Grillen wählten deutlich häufiger das Männchen, das sich in der Vergangenheit nur außerhalb der Familie des Weibchens vergnügt hatte.
Von großem Vorteil ist bei dieser Strategie, dass die Grille ihr Gedächtnis nicht bemühen muss. Sie schnuppert nur am Grillenmann und vergleicht seinen Duft mit dem eigenen – den trägt sie schließlich immer bei sich. Diese Form der Wiedererkennung durch den Vergleich eigener Duftstoffe mit einer Geruchsspur bezeichnen die Biologen anschaulich als Achselhöhlen-Effekt.
Für die Männer bleibt damit als Moral von der Geschicht' nur eins, wollen sie die Angebetete gleich mehrmals beglücken: Nach dem Sex immer gründlich duschen!
Als Grund für dieses Verhalten nehmen Wissenschaftler einen genetischen Vorteil durch Vielfalt an: Erwischt eine Grille einmal ein Männchen mit schlechten oder unpassenden Genen, kann sie diesen Nachteil ausgleichen – denn ihre gleichzeitig schlüpfenden Kinder sind keineswegs alle vom selben Vater gezeugt. Paart sie sich mit mehreren, ist zu erwarten, dass sie dabei auch auf einen Spitzen-Vater für zumindest einen Teil ihrer Sprösslinge trifft. Selbst Inzest ist dann kein Thema mehr, denn sollte sie mal an den eigenen Bruder geraten, kann sie diesen inzestuösen Fehltritt angesichts der Menge ihrer Nachkommen von anderen Vätern verschmerzen.
Doch was passiert, wenn Frau Grille zweimal auf den selben Mann stößt? Sich noch einmal mit ihm zu paaren, brächte keinen genetischen Vorteil. Und da Sex mit Mühe verbunden ist und zudem das Risiko birgt, einem Räuber zum Opfer zu fallen, sollte die Grille die Wiederholung des Schäferstündchens tunlichst vermeiden. Was sie tatsächlich tut, wie Tracie Ivy mit ihren Kollegen von der Illinois State University herausfand. Die Forscher brachten Weibchen mit je einem Partner zusammen und ließen der Natur ihren Lauf. Nach der Paarung trennten sie die beiden für 24 Stunden. Dann präsentierten sie dem Weibchen den Liebhaber der letzten Nacht sowie ein ihr bis dato unbekanntes Männchen.
Nun saßen die Wissenschaftler neben ihren Versuchstieren und warteten ab, auf dass beide Männchen ihr Balzgezirp anstimmten. Blieb einer stumm, mussten sie den Durchgang als ungültig streichen, da der sich so von vorneherein aller Chancen beraubte. Dann warteten Ivy und ihre Kollegen die Wahl der Grillen ab – und siehe da: Frau Grille bevorzugte in der Regel den Unbekannten.
Wie aber kann ein Insekt, dessen Intellekt selbst ihr geneigte Forscher doch für eher beschränkt halten, wissen, mit welchem Männchen es schon einmal näher zu tun hatte? Die Wissenschaftler nahmen an, dass Duftstoffe dabei als Signalgeber dienen. Zeit für ein zweites Experiment: Zunächst züchteten sie dafür Gruppen genetisch identischer Grillen, die auch jeweils die gleichen Duftstoffe produzieren. Dann ließen sie wie gehabt ihre weiblichen Versuchsgrillen ein Schäferstündchen mit einem ihnen nicht verwandten Männchen abhalten.
Am nächsten Tag hatte jedes Weibchen wieder ein Rendezvous mit zwei Verehrern, wobei die Forscher diese nach bestimmten Kriterien auswählten: In der einen Versuchsgruppe war einer der Männer ein Zwilling des Liebhabers vom Vortag. Würden sich die Grillenweibchen den Duft ihrer Liebhaber merken, müssten sie deren ebenso riechende Brüder ebenso häufig verschmähen wie ihn selbst. Offensichtlich erkannten jedoch die Grillen den Duft nicht wieder, sondern paarten sich gleich wahrscheinlich mit den Verwandten ihrer abgelegten Liebhaber wie mit Fremden.
In der zweiten Gruppe hatte sich einer der zwei Verehrer am Tag davor mit der Zwillingsschwester der Grille vergnügt. Nutzt die Grille die eigene beim Liebesakt hinterlassene Duftspur, so vermuteten die Forscher, müsste sie nun das Männchen verschmähen, auf dem die gleich riechende Schwester ihre Marker hinterlassen hat. Und tatsächlich: Die Grillen wählten deutlich häufiger das Männchen, das sich in der Vergangenheit nur außerhalb der Familie des Weibchens vergnügt hatte.
Von großem Vorteil ist bei dieser Strategie, dass die Grille ihr Gedächtnis nicht bemühen muss. Sie schnuppert nur am Grillenmann und vergleicht seinen Duft mit dem eigenen – den trägt sie schließlich immer bei sich. Diese Form der Wiedererkennung durch den Vergleich eigener Duftstoffe mit einer Geruchsspur bezeichnen die Biologen anschaulich als Achselhöhlen-Effekt.
Für die Männer bleibt damit als Moral von der Geschicht' nur eins, wollen sie die Angebetete gleich mehrmals beglücken: Nach dem Sex immer gründlich duschen!
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