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Umweltchemikalien: Düfte im Gletscher erzählen Sowjet-Geschichte

Angenehm riechende Stoffe tauchen in vielen Bedarfsgegenständen auf - und schließlich auch in der Umwelt. Sie geben Zeugnis von Aufschwüngen und Krisen.
Frau mit Parfümzerstäuber

In Duftstoffen, gefunden in Gletschereis von den Hängen des Elbrus im Kaukasus, spiegeln sich Wohlstand und Krisen der einstigen Sowjetunion wider. Das berichtet ein Team um Marco Vecciato anhand von Eisbohrkernen aus Russlands höchstem Berg. Wie die Arbeitsgruppe in »Scientific Reports« scheibt, zeichnen die Konzentrationen von 17 Geruchsstoffen im Eis die wirtschaftliche Entwicklung der Region nach. Über den gesamten Untersuchungszeitraum von den 1930er Jahren bis 2005 stiegen deren Konzentrationen auf das 10- bis 20-Fache – aber keineswegs gleichmäßig. In Zeiten der Wirtschaftskrise sammelten sich weniger Düfte im Gletscher, während der Erholung stieg deren Konzentration.

Duftstoffe finden sich keineswegs nur in Parfüm. Auch Seifen, Cremes und andere Gebrauchsgüter enthalten Moleküle wie das nach Blumen riechende Amylsalicylat. Einst waren parfümierte Waren Luxus, doch im Lauf des 20. Jahrhunderts verbreiteten sich Duftstoffe in der Warenwelt – und gelangten schließlich auch in das Eis des Elbrus. Dieses analysierte die Gruppe um Vecchiato Schicht für Schicht, um die zeitliche Entwicklung des Duftkonsums nachzuvollziehen.

Insbesondere die wirtschaftlichen und politischen Krisen der osteuropäischen Gesellschaften ließen sich damit nachzeichnen, schreibt das Team. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs begannen die Duftstoffmengen anzusteigen, während sie in einer ab etwa 1965 beginnenden Phase der Stagnation wieder absanken. Drastisch zeichnete sich demnach auch das Ende der Sowjetunion ab, das viele Menschen in Armut stürzte. Die dramatischste Entwicklung in den Eisdaten allerdings begann etwa um das Jahr 2000 – binnen nur fünf Jahren vervierfachte sich die Konzentration der Düfte im Gletscher.

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