News: Dünner als ein Haar - stärker als ein Stahlseil
Die Fäden von Brigitte Vigolo und ihren Kollegen vom Centre de Recherche Paul-Pascal in Bordeaux bestehen aus unzähligen einwandigen Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Die Wissenschaftler vermischten dieses Rohmaterial mit einer Lösung aus Natriumdodecylsulfat, um die einzelnen Röhrchen gleichmäßig zu verteilen. In der richtigen Konzentration hüllt das Lösungsmittel die Nanogebilde ein und vermeidet ein Zusammenklumpen durch die van-der-Waals-Kraft. Im nächsten Schritt injizierten die Forscher die Lösung langsam durch eine dünne Glaskapillare in einen sich schnell drehenden Behälter mit Polyvinylalkohol. Im Alkohol bildete sich schnell ein zusammenhängendes Band aus. Die Forscher vermuten, dass er einen Teil des Natriumdodecylsulfat auf der Oberfläche der Röhrchen ersetzt. Als die Wissenschaftler dieses Gewebe langsam aus dem Bad gezogen haben, kollabierte es zu einer dünnen Faser. Um die Bruchfestigkeit zu demonstrieren, haben sie einen kleinen Knoten in den Faden geknüpft und diesen zugezogen.
Forscher schlagen eine ganze Reihe von möglichen Anwendungsgebieten für die hochfesten Fasern vor. Die Ideen reichen von Superkondensatoren für die Elektrotechnik, über elektrochemisch gesteuerte künstliche Muskel, bis hin zum Wasserstoffspeicher für Brennstoffzellen. Die ungewöhnlichste Idee ist wohl, einen Satelliten über eine solche Faser an unsere Erde zu binden. Aber auch weniger extravaganten Ideen bleibt wohl erst einmal ein Riegel vorgeschoben, solange der Preis für ein Gramm Nanoröhrchen bei gut 2 000 Mark liegt.
Siehe auch
- Spektrum Ticker vom 6.11.2000
"Kohlenstoff-Nanoröhren an der Grenze des Machbaren"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 10.11.1999
"Wasserstoff in kleinen Röhrchen"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich) - Spektrum Ticker vom 1.9.1998
"Druck und Spannung im Nanomaßstab"
(nur für Ticker-Abonnenten zugänglich)
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