Ungewöhnliche Dürre: Ein Ende der Trockenheit ist nicht in Sicht

In Deutschland herrscht derzeit eine ungewöhnlich hohe Waldbrandgefahr. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat für Teile von Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Baden-Württemberg die zweithöchste Warnstufe ausgerufen. An einigen Orten sind bereits Brände ausgebrochen, die aber glücklicherweise schnell gelöscht werden konnten; die Lage kann sich jedoch jederzeit wieder zuspitzen. Der Höhepunkt der brenzligen Wetterlage wird für den heutigen Freitag, 21. März 2025, erwartet.
Die hohe Brandgefahr geht vor allem von der ausgetrockneten Streuschicht aus, die jetzt im zeitigen Frühjahr die Böden bedeckt, erklärt Andreas Brömser, Agrarmeteorologe beim DWD. Sie stammt von alten Blättern, Nadeln oder anderem Pflanzenmaterial. Noch ist kein neues, saftiges Gras gewachsen, das die Feuchte im Boden an die Oberfläche bringt – der Austrieb hat gerade erst begonnen. Neben der Waldbrandgefahr ermittelt der Deutsche Wetterdienst deshalb auch einen weiteren Gefahrenwert, den so genannten Graslandfeuerindex. Auch hier hat der DWD die zweithöchsten Warnstufe ausgerufen. Oft reicht schon eine weggeworfene Zigarette – und die Streuschicht brennt sofort. In den meisten Fällen löst Brandstiftung die Feuer aus.
Nur ein Drittel des üblichen Niederschlags im Februar
Der Hauptgrund für die brenzlige Lage ist die seit Wochen anhaltende Trockenheit. Nördlich des Mains hat es im März bislang noch gar nicht geregnet, an zwanzig Wetterstationen im Norden wurde in diesem Monat bislang kein einziger Tropfen Niederschlag registriert. Dafür scheint die Sonne umso länger; an manchen Messstationen sind bereits vor dem 31. März gut 150 Prozent der sonst im ganzen Monat üblichen Sonnenscheindauer erreicht.
Und auch der Februar brachte in vielen Gebieten nur etwa ein Drittel des üblichen Niederschlags, rund um Hamburg sogar nur zehn Prozent. Einzig der Januar war in diesem Jahr einigermaßen nass, auffällig trocken schnitt allerdings das gesamte Alpenvorland ab, sagt Schmid. Hier kamen nur zwanzig bis dreißig Prozent der üblichen Schnee- und Regenmengen vom Himmel, dafür war es umso sonniger. »Insgesamt ist die Wetterlage in den Bergen in diesem Jahr sehr auffällig«, sagt der Meteorologe Marcel Schmid. Es sei dort deutlich sonniger und trockener als sonst zu dieser Jahreszeit. Und auch inneralpin dominiert Schneearmut, zeigen Schweizer Messungen. Über mehrere Wochen nun hat sich in Mitteleuropa kein markanter Windstau mehr eingestellt, der typischerweise Regen und Schnee für die Mittelgebirge und Alpen bringt. Auch andere für diese Jahreszeit typische Wetterlagen waren in diesem Winter nicht aktiv.
Die ausgeprägte Trockenheit in diesem März folgt auf einen insgesamt zu trockenen Winter. Die Mehrheit aller Großwetterlagen seit Dezember waren von Hochdruck geprägt, zeigt eine Analyse von Schmid bis Mitte Februar – und danach nahm der Hochdruck-Anteil sogar noch zu. Der trockene Winter folgte zudem auf einen ebenfalls wenig schmuddeligen Spätherbst. Ende Oktober hatte sich erstmals wieder ein stabiles Hochdruckgebiet aufgebaut, das eine mehr als zwölfmonatige von Tiefdruck geprägte Wetterphase beendete. Seither setzen sich über dem Kontinent immer wieder blockierende Hochs fest, die die Regentiefs vom Atlantik nach Südeuropa umlenken.
Besonders ausgeprägt ist die Hochdruckdominanz in Mitteleuropa seit Februar. Damit einhergehende schwache Winde und geringe Niederschläge verursachten auch die schlechte Luft im Bundesgebiet. Und auch der März wird bisher von hohem Luftdruck dominiert, der die Luftqualität wegen der noch auf Hochtouren laufenden Heizungen verminderte. Immerhin werden bereits weniger Holzöfen angefeuert: Ein kräftiger Südwind wehte zuletzt beinahe frühsommerliche Wärme aus Nordafrika heran. Dadurch wird auch wieder Saharastaub nach Mitteleuropa verfrachtet, der Schleierwolken bis zur Mitte des Landes auslöst und den ungetrübten Sonnenschein vorläufig beendet. Regen kommt mit diesen Wolken allerdings noch nicht auf. Dafür werden die 20 Grad Celsius verbreitet überschritten.
Dürremonitor leuchtet in einigen Landesteilen rot
Die Auswirkungen der langen Trockenheit zeigen sich deutlich im Boden. Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig leuchtet in einigen Landesteilen mittlerweile dunkelrot. Im hohen Norden, großen Teilen Nordrhein-Westfalens und Oberbayern herrscht im Oberboden bis 25 Zentimeter Tiefe eine außergewöhnliche Dürre, die höchste von fünf Warnstufen. Noch sei das kein Problem für die Pflanzenentwicklung, sagt Andreas Brömser, aber da die Sonneneinstrahlung jetzt stark zunehme, gehen auch die Verdunstungsraten im Oberboden steil nach oben. Dadurch sinkt die Bodenfeuchte und das pflanzenverfügbare Wasser geht allmählich zur Neige. »Ohne Regen wird es spätestens im April kritisch«, sagt Brömser. Sein Fazit lautet: »Baldiger Niederschlag wäre wirklich wünschenswert.«
Werden seine Wünsche wahr? Vorerst nicht. Zwar stellt sich zum Wochenende die Wetterlage leicht um; von Westen nimmt der Tiefdruckeinfluss allmählich zu. Große Regenmengen sind bis Mitte kommender Woche aber noch immer nicht zu erwarten, sagt Marcel Schmid. Höchstens im Süden könnten einzelne Schauer niedergehen, vielleicht komme es auch mal zu einem »Gewitterchen«. Für den Norden hat Schmid wenig Hoffnung auf Regen; bis Mitte der kommenden Woche haben die Wettermodelle nichts anzubieten.
Danach wird es spekulativ. Mitteleuropa bleibt wohl eingezwängt zwischen Hochdruck in Osteuropa und Tiefdruck in Westeuropa. Und auch für Anfang April deutet sich kaum eine nennenswerte Wetteränderung an. Ein richtiges Atlantiktief mit flächigem, intensivem Regen ist damit genauso unwahrscheinlich wie ein erneuter Hochdruckbrummer. Das allerdings scheint zur Regel zu werden: Das Frühjahr neigt seit einigen Jahren zu viel Sonnenschein und Dürre.
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