Klimaforschung: Die nächste Sintflut
Am Weihnachtsabend 1861 begann es in Kalifornien zu regnen – und hörte 43 Tage lang nicht mehr auf. Immer neue Unwetterfronten schoben sich vom Pazifik ins Landesinnere. Die in der Sierra Nevada an der Ostgrenze des Bundesstaats entspringenden Flüsse schwollen rasch zu reißenden Strömen an; sie verschlangen ganze Gemeinden und Bergbausiedlungen. Die Fluten ergossen sich in das riesige Central Valley und verwandelten es in ein 500 Kilometer langes und 30 Kilometer breites Binnenmeer. Tausende Menschen starben, und rund 200 000 Rinder ertranken – ein Viertel des gesamten Viehbestands in Kalifornien. Die Hauptstadt Sacramento wurde meterhoch von braunem Wasser überflutet, das den Schutt zahlloser Schlammlawinen von den steilen Hängen des Umlands ins Stadtgebiet schwemmte. Aus diesem Grund musste sogar die kalifornische Regierung nach San Francisco ausweichen und konnte erst ein halbes Jahr später nach Sacramento zurückkehren. Da war der Staat Kalifornien bereits bankrott.
Heute wären die Folgen noch viel katastrophaler. Im Central Valley leben mehr als sechs Millionen Menschen – allein 1,4 Millionen davon in Sacramento. Das Land liefert eine jährliche Gesamternte im Wert von 20 Milliarden Dollar, darunter 70 Prozent aller weltweit produzierten Mandeln. Außerdem hat sich der Boden seit damals durch exzessives Abpumpen des Grundwassers bis zu zehn Meter tief gesenkt und ist damit noch anfälliger für Überschwemmungen geworden. Als Klimaforscher kürzlich ein ähnlich gnadenloses Unwetter von bloß 23 Tagen Dauer im Computermodell simulierten, ergab die Berechnung ...
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