Verhaltensforschung: Duftiger Lauschangriff
Im Stock führen Bienen Tänze auf oder legen in der Natur Duftspuren aus, mit denen sie den Sammlerinnen den Weg zu einer neu erschlossenen Blütenpracht weisen. Während die Kommunikation durch Schritte im Verborgenen stattfindet, können markierte Fährten die gierige Konkurrenz zum Bespitzeln verleiten.
Möglichst viel Nahrung in den Stock eintragen, lautet die Devise eines Bienenvolkes in florierenden Zeiten. Um den Artgenossinnen mitzuteilen, wo ergiebige Futterquellen locken, haben die sozialen Insekten verschiedene Formen der "Sprache" entwickelt: So markieren die Individuen bestimmter Arten die Blüten oder gar den langen Weg vom Nest bis hin zum lohnenden Ziel mit Absonderungen aus ihren Drüsen am Kopf oder anderen Körperteilen. Honigbienen verständigen sich hingegen hinter "verschlossenen Türen", indem sie mit raschen, trippelnden Schritten auf den Waben herumwirbeln und ihren Schwestern dadurch Richtung und Entfernung der Nahrung verkünden.
Doch warum hat sich eine derart raffinierte Form der Bienenkommunikation entwickelt, bei der Informationen verschlüsselt ausgetauscht werden? Sicherlich: Spionage ist im Tierreich weit verbreitetet – und nicht nur Stockinsassen, sondern auch hungrige Fremde könnten die chemischen Fährten leicht aufspüren und dann zur begehrten Futterquelle gelotst werden. Sollte sich die abstrakte Tanzsprache unter Ausschluss der Öffentlichkeit herauskristallisiert haben, um das "Abhören" durch die Konkurrenz auszuschalten? Diese Fähigkeit wäre für die betreffenden Völker ein klarer evolutionärer Vorteil, wenn die blühenden Ressourcen saisonbedingt knapp sind.
In ihren Experimenten trainierten die Wissenschaftler Bienen beider Arten, an getrennten Schälchen mit unparfümiertem Zuckerwasser zu saugen, die sie in einer Entfernung von mehr als neunzig Meter zueinander aufgestellt hatten. Während der Futteraufnahme sammelten sie mithilfe von Filterpapier abgesonderte Duftstoffe der jeweiligen Insekten. Anschließend bedeckten sie die Arbeiterinnen beider Arten und setzten Bienenattrappen an neue Futterplätze, die sie entweder mit Duftpapier von eigenen Nestgenossen, von unbekannten Sammlerinnen oder geruchlosem Papier "schmückten". Die Individuen beider Bienenarten waren imstande, zwischen den Markierungen ihrer Verwandtschaft und denen anderer Insekten zu unterscheiden, stellten die Forscher fest.
Eindeutig bevorzugten die Vertreter von M. rufiventris ihre eigenen Duftmarken und vermieden gleichzeitig jene der fremden Art. Begaben sich hingegen die aggressiven T.-spinipes-Individuen auf Futtersuche, steuerten sie gezielt die Plätze mit Geruchsstoffen der "friedlicheren" Art an. Die Duftmarken ihrer Artgenossen oder geruchsneutrale Schälchen interessierten sie hingegen weniger. Die Wissenschaftler beobachteten sogar, wie sich die angriffslustigen Bienen schnell der bereits "besetzten" Futterquelle bemächtigten und sich der unerwünschten Konkurrenz mittels einer Bandbreite aggressiven Verhaltens – von Bedrohungen bis hin zu Enthauptungen – innerhalb von zehn Minuten entledigten.
Beide Bienenarten zeigen in ihren Antworten Anpassungsfähigkeit, betonen die Forscher. Indem die Aggressoren die Entdeckungen anderer Arbeiterinnen ausnutzen, verfügen sie stets über ein Mittel, neue reiche Nahrungsquellen zu erschließen. Das "Opfer" vermeidet es indes, markierte Ressourcen der angriffslustigen Bienen anzuzapfen und geht dadurch deren Attacken aus dem Weg. Die Fähigkeit der zwei Insektenarten, gegenseitig die Duftmarkierungen auszuspionieren, wirft Licht auf das lange bestehende Rätsel, so hebt Nieh hervor, warum einige stachellose Bienen und Honigbienen eine der ausgeklügeltsten Formen von Tiersprache entwickelt haben.
Doch warum hat sich eine derart raffinierte Form der Bienenkommunikation entwickelt, bei der Informationen verschlüsselt ausgetauscht werden? Sicherlich: Spionage ist im Tierreich weit verbreitetet – und nicht nur Stockinsassen, sondern auch hungrige Fremde könnten die chemischen Fährten leicht aufspüren und dann zur begehrten Futterquelle gelotst werden. Sollte sich die abstrakte Tanzsprache unter Ausschluss der Öffentlichkeit herauskristallisiert haben, um das "Abhören" durch die Konkurrenz auszuschalten? Diese Fähigkeit wäre für die betreffenden Völker ein klarer evolutionärer Vorteil, wenn die blühenden Ressourcen saisonbedingt knapp sind.
James Nieh von der Universität von Kalifornien in San Diego und seine Kollegen erforschten genauer, ob im Reich der Nektar- und Pollensammlerinnen tatsächlich "Lauschangriffe" zu verzeichnen sind. Für ihre Studie wählten sie die beiden stachellosen Bienenarten Trigona spinipes und Melipona rufiventris – Angehörige einer diversen Gruppe, die in Süd- und Zentralamerika vorherrschend ist. Da es sich bei T.-spinipes-Individuen um höchst aggressive Insekten handelt, die neben Honigbienen auch Vögel angreifen und von Blüten verjagen, könnten diese im Falle einer Duft-Spionage die Kontrolle über eine markierte Futterquelle der Kontrahenten gewinnen, spekulierten die Forscher.
In ihren Experimenten trainierten die Wissenschaftler Bienen beider Arten, an getrennten Schälchen mit unparfümiertem Zuckerwasser zu saugen, die sie in einer Entfernung von mehr als neunzig Meter zueinander aufgestellt hatten. Während der Futteraufnahme sammelten sie mithilfe von Filterpapier abgesonderte Duftstoffe der jeweiligen Insekten. Anschließend bedeckten sie die Arbeiterinnen beider Arten und setzten Bienenattrappen an neue Futterplätze, die sie entweder mit Duftpapier von eigenen Nestgenossen, von unbekannten Sammlerinnen oder geruchlosem Papier "schmückten". Die Individuen beider Bienenarten waren imstande, zwischen den Markierungen ihrer Verwandtschaft und denen anderer Insekten zu unterscheiden, stellten die Forscher fest.
Eindeutig bevorzugten die Vertreter von M. rufiventris ihre eigenen Duftmarken und vermieden gleichzeitig jene der fremden Art. Begaben sich hingegen die aggressiven T.-spinipes-Individuen auf Futtersuche, steuerten sie gezielt die Plätze mit Geruchsstoffen der "friedlicheren" Art an. Die Duftmarken ihrer Artgenossen oder geruchsneutrale Schälchen interessierten sie hingegen weniger. Die Wissenschaftler beobachteten sogar, wie sich die angriffslustigen Bienen schnell der bereits "besetzten" Futterquelle bemächtigten und sich der unerwünschten Konkurrenz mittels einer Bandbreite aggressiven Verhaltens – von Bedrohungen bis hin zu Enthauptungen – innerhalb von zehn Minuten entledigten.
Beide Bienenarten zeigen in ihren Antworten Anpassungsfähigkeit, betonen die Forscher. Indem die Aggressoren die Entdeckungen anderer Arbeiterinnen ausnutzen, verfügen sie stets über ein Mittel, neue reiche Nahrungsquellen zu erschließen. Das "Opfer" vermeidet es indes, markierte Ressourcen der angriffslustigen Bienen anzuzapfen und geht dadurch deren Attacken aus dem Weg. Die Fähigkeit der zwei Insektenarten, gegenseitig die Duftmarkierungen auszuspionieren, wirft Licht auf das lange bestehende Rätsel, so hebt Nieh hervor, warum einige stachellose Bienen und Honigbienen eine der ausgeklügeltsten Formen von Tiersprache entwickelt haben.
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