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Dunkle Materie: Eine Galaxie ohne unsichtbare Masse

Diese sehr diffuse Galaxie könnte ohne Dunkle Materie eigentlich nicht existieren. Messungen zeigen aber keine Spur der unsichtbaren Masse.
Gas in der Galaxie AGC 114905.

Was die Dunkle Materie ist, weiß bisher niemand. Doch ihre Schwerkraft scheint unzweifelhaft die Bewegungen der sichtbaren Materie im Weltall zu steuern. Viele Fachleute sind sogar der Ansicht, dass Galaxien ohne ihre dunkle Zusatzmasse langfristig gar nicht stabil bleiben könnten. Diese Sicht stellt nun allerdings eine Arbeitsgruppe um Pavel Mancera Piña von der University of Groningen in Frage. Wie sie in den »Monthly Notices of the Royal Astronomical Society« berichtet, kann man die beobachtete Rotation der etwa 250 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxie AGC 114905 vollständig durch die Masse ihrer sichtbaren Materie erklären.

Bereits 2019 hatte das Team Daten veröffentlicht, die für AGC 114905 und fünf weitere Galaxien einen sehr geringen Anteil Dunkler Materie nahelegten. Dieses Resultat stieß in der Fachgemeinschaft jedoch auf Skepsis – auch, weil die Galaxien sehr wenig Materie für ihre Größe enthalten und deswegen nach gängiger Theorie besonders stark auf den Beitrag Dunkler Materie angewiesen sind. Darum nutzte das Team nun Daten des Radioobservatoriums Very Large Array (VLA) in New Mexico, um die Verteilung und Rotation des Gases in der Galaxie noch genauer zu kartieren. Die neue Analyse bestätigt das frühere Ergebnis. Während die Bewegung des Gases recht gut mit der enthaltenen sichtbaren Masse zusammenpasst, lässt sie sich mit gängigen Modellen für die Verteilung Dunkler Materie nicht erklären.

Ebenso wenig allerdings passt sie zur Modifizierten newtonschen Dynamik (MOND), einem Modell, das die Rotationskurven von Galaxien ohne die bisher unsichtbare Dunkle Materie erklären soll. Es gebe noch zwei mögliche Wege, das eigentlich unplausible Ergebnis einer Galaxie ohne Dunkle Materie zu umgehen, schreibt Mancera Piña auf Twitter. Erstens könne die Galaxie einen deutlich kleineren Neigungswinkel in Bezug auf die Sichtlinie aufweisen – darauf gebe es derzeit aber keinen Hinweis. Und zweitens könne womöglich eine andere Form Dunkler Materie als jene des klassischen, als ΛCDM bezeichneten Modells die Messungen erklären. Weitere Messungen an anderen Galaxien mit anscheinend wenig Dunkler Materie sollen diese Möglichkeiten untersuchen.

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