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News: Durch 20 Kilometer dickes Eis

Für die Astrobiologen sind Paul Schenks Erkenntnisse eher entmutigend. Zwar zweifelt auch er nicht daran, dass es auf den Jupitermonden Europa, Ganymed und Callisto - verborgen unter Eisdecken - mächtige Ozeane gibt, allerdings dürfte etwaiges Leben dort nur schwer zu erkunden sein. Das Eis ist zu dick.
Europa
Dass unter dem minus 170 Grad Celsius kalten Eispanzer des Jupitermonds Europa ein riesiger Ozean verborgen liegt, daran lassen die Rotationsparameter und geomagnetischen Eigenschaften Europas keinen Zweifel. Kein Wunder also, dass Astrobiologen hier den bedeutsamsten Ort für etwaiges Leben in unserem Sonnensystem vermuten. Doch zu seiner Erforschung müsste sich ein Roboter durch Kilometer mächtiges Eis bohren. Allerdings, wie mächtig dieser Eispanzer ist, darüber scheiden sich die Geister.

Schlechte Nachrichten kommen nun von Paul Schenk vom Lunar and Planetary Institute in Houston. Er hatte anhand von Bildern der Voyager- und Galileo-Missionen die Größen und Tiefen von Kratern auf den eisbedeckten Jupitermonden Ganymed, Callisto und Europa ausgewertet und mit denen auf dem irdischen Mond verglichen.

Dabei zeigte sich, dass Krater mit einem Durchmesser von bis zu drei Kilometern auf allen Monden ziemlich gleich aussehen und mit zunehmender Größe entsprechend tiefer werden. Erst bei größeren Einschlagkratern ändert sich das Bild. So sind die Zeugen großer Asteroiden- oder Kometeneinschläge auf den Eismonden des Jupiter viel komplexer und außerdem flacher als die schüsselförmigen Pendants auf unserem Trabanten. Es macht eben einen Unterschied, ob ein solcher Brocken auf Eis oder festes Gestein trifft.

Auf Europa, Ganymed und Callisto weisen Krater ab einem bestimmten Durchmesser zudem ganz typische konzentrische, wellenförmige Strukturen auf, die aussehen wie die schlagartig eingefrorenen Strukturen eines ins Wasser fallenden Tropfens. Auf Europa haben diese Krater einen Durchmesser von mehr als 30 Kilometern, auf Ganymed und Callisto sind derlei konzentrische Wellen nur bei Kratern zu sehen, die einen Durchmesser von wenigstens 150 Kilometern haben.

Die wellenförmigen Ringe entstehen, wenn in einer bestimmten Tiefe eine ungleich nachgiebigere Schicht liegt - in diesem Fall also flüssiges Wasser. Nur große Asteroiden oder Kometen vermochten ihre Schockwellen bis in die Tiefe des Ozeans zu schicken. Und da aus experimentellen und numerischen Untersuchungen die Zusammenhänge zwischen dem Durchmesser eines Kraters und seiner Tiefenwirkung einigermaßen bekannt sind, lässt sich aus dem Durchmesser eines Kraters und der Existenz der konzentrischen Ringe auf die Dicke der starren Eisschicht schließen.

Auf diese Weise kam Schenk zu dem Schluss, dass die Eisdecken Ganymeds und Callistos wenigstens 80 Kilometer dick sind, während der Ozean Europas in 19 bis 25 Kilometern Tiefe liegt. Somit wäre der Austausch von ozeanischem Material mit der Oberfläche Europas schwerlich denkbar - mal ganz abgesehen davon, dass die Organismen ohne Sonnenlicht auskommen müssten.

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