Covid-19-Durchbruchinfektion: Immunität gegen Omikron könnte eine Frage des Timings sein
Ein gutes Timing ist oftmals ein Schlüssel zum Erfolg. Das gilt offenbar auch, um die Omikron-Welle zu überstehen: Forschungsergebnisse aus Japan legen nahe, dass eine Covid-19-Impfung, auf die Monate später eine Infektion mit Sars-CoV-2 folgt, einen besseren Schutz gegen die Omikron-Variante bietet als ein Impfdurchbruch, der sich vergleichsweise zeitnah nach der Immunisierung ereignet. Das könnte bedeuten, dass Länder, in denen Ende 2021 eine große Zahl von Infektionen mit anderen Coronavarianten aufgetreten sind, besser für die Omikron-Welle im Jahr 2022 gerüstet sein könnten.
Vielerorts ist die Bevölkerung durch eine Kombination aus Impfung und Infektion gegen Covid-19 immunisiert worden. Für Japan gilt das nicht: Hier ist die Bevölkerung hauptsächlich durch Impfungen mit den mRNA-Impfstoffen geschützt. Takeshi Arashiro vom Nationalen Institut für Infektionskrankheiten in Tokio und seine Kollegen wollten herausfinden, ob die Menschen auf Grund dieser überwiegend aus einer Quelle stammenden Immunität besonders anfällig für Omikron sind. Bislang gab es in dem Land nur wenige Impfdurchbrüche, aber »wir befürchten, dass sich ein ganz anderes Bild ergeben könnte, sobald sich die Omikron-Variante in Japan ausbreitet«, erklärt Arashiro.
Das Team sammelte Antikörper von Menschen in Japan, die zwei Dosen des Impfstoffs von Biontech/Pfizer erhalten hatten und sich später entweder mit der Alpha- oder der Delta-Variante infizierten. Anschließend testeten die Forscher die Fähigkeit dieser Antikörper, Zellen in Kultur vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Dabei stellten sie fest, dass die Zeitspanne zwischen der Impfung einer Person und dem Impfdurchbruch stark damit korrelierte, wie gut die Antikörper der Person die Zellen vor einer Infektion schützten – insbesondere bei Omikron.
»Das ist eine interessante Studie«, sagt die Immunologin Jenna Guthmiller von der University of Chicago in Illinois. Sie gibt allerdings zu bedenken, dass die Ergebnisse nur korrelativ sind. Außerdem wurde die Studie noch nicht durch Fachkollegen begutachtet. Die Ergebnisse stimmten aber mit dem überein, was Forscher bislang über das Reifen von Antikörperreaktionen mit der Zeit wissen.
Die Impfung führt ebenso wie eine natürliche Infektion zu einem explosionsartigen Anstieg der Antikörperproduktion, erklärt Guthmiller. Wenn sich eine Person kurz nach der Impfung infiziert, zirkulieren diese Antikörper wahrscheinlich noch im Blut, wo sie sich an das Virus binden und es schnell eliminieren. Stecke sich eine Person jedoch erst Monate später an, bilden langlebige Zellen, die sich an den Erreger erinnern, einen neuen und verbesserten Satz von Antikörpern. Trifft der Körper erneut auf das Virus, werden diese Gedächtniszellen wieder zum Einsatz gerufen und haben die Möglichkeit, die Antikörper zu verfeinern, so dass sie einen besseren Schutz gegen nachfolgende Infektionen bieten.
Guthmiller wünscht sich ähnliche Untersuchungen, die sich auf Auffrischungsimpfungen und nicht auf Impfdurchbrüche fokussieren. Dann könnte man klären, ob auch die Zeitspanne zwischen den ersten beiden Dosen und der Booster-Impfung einen Einfluss auf die Anzahl an kreuzreaktiven Antikörpern hat.
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