Arktis: Dutzende Eisbären belagern erneut russische Stadt
Mit hungrigen Eisbären ist nicht zu spaßen – erst recht nicht, wenn sie zu Dutzenden auftauchen. In der russischen Siedlung Ryrkaypiy im Autonomen Kreis der Tschuktschen in Ostsibirien wurden deshalb alle öffentlichen Aktivitäten abgesagt und Schulen schlossen, wie die BBC berichtet. In und um das Dorf wurden 56 der Tiere gezählt, die auf der Suche nach Futter waren.
Laut der BBC raten lokale Experten wie Anatoly Kochnev vom Institute of Biological Problems of the North sogar schon dazu, die Siedlung dauerhaft aufzugeben, weil sich die Bärenbesuche häuften. Als einer der Gründe dafür wurde der Klimawandel genannt: Da die Fläche an dauerhaftem Meereis in den letzten Jahrzehnten deutlich geschrumpft ist und sich das winterliche Eis später bildet, seien die Eisbären zunehmend gezwungen, an Land nach Nahrung zu suchen, so Naturschützer. Dafür spreche auch, dass die gesichteten Tiere relativ dünn sind, was einen Mangel an jagdbaren Robben andeuten könnte.
Neben dem Klimawandel könnte aber auch eine andere menschliche Gewohnheit die flexiblen Tiere anlocken: Sie suchen auf Müldeponien nach leicht zugänglichem Futter. Bilder aus Ryrkaypiy und anderen russischen Siedlungen am Polarkreis zeigen, wie sich Tiere um Aas versammeln oder Abfallhaufen durchwühlen. Im Februar 2019 belagerten ebenfalls zahlreiche Eisbären die Ortschaft Belushya Guba auf der Insel Nowaja Semlja im Nordpolarmeer und drangen sogar in Häuser ein.
Ryrkaypiy kennt solche Szenen, doch nimmt die Zahl der besuchenden Eisbären stark zu: Vor fünf Jahren beispielsweise näherten sich maximal fünf Bären der Siedlung. Die Tiere leben normalerweise rund um das Kap Schmidt, das wenige Kilometer von dem Dorf ist. Bei ihren Streifzügen fanden sie aber wohl Geschmack an den Hinterlassenschaften der Zivilisation – die im Lauf der Zeit immer mehr Bären anlockten.
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