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News: Dynamisches Venuswetter

Seit rund zwei Jahren umrundet Europas Sonde Venus Express den inneren Nachbarplaneten und erkundet dabei intensiv seine dichte Gashülle. Neue Bilder der Sonde enthüllen ein überraschend dynamisches und abwechslungsreiches Wettergeschehen auf der Venus.
Die Venus im Ultravioletten
Der Höllenplanet, wie die Venus auch genannt wird, ist von einer dichten Atmosphäre umgeben, in der mehrere Wolkenschichten im sichtbaren Licht jeglichen Blick auf die feste Oberfläche verwehren. Die fast völlig aus Kohlendioxid bestehende Atmosphäre mit einem Druck um die neunzig Bar sorgt außerdem für einen extremen Treibhauseffekt, der die Temperaturen auf der Oberfläche auf bis zu +475 Grad Celsius ansteigen lässt. Die Metalle Blei und Zinn wären dann bereits flüssig.

Die europäische Raumsonde Venus Express dient speziell der Erforschung der dichten Venusgashülle. Dazu ist sie unter anderem mit einer Kamera, der Venus Monitoring Camera (VMC) ausgerüstet, die den Planeten im nahen Ultravioletten ins Visier nimmt. Hier zeigt die im sichtbaren Licht völlig strukturlos erscheinende Wolkendecke sehr viele Details, die es erlauben, die Zirkulation und die Windgeschwindigkeiten in der Venusatmosphäre zu erforschen.

Schon beim Vorbeiflug der US-Raumsonde Mariner 10 im Jahre 1973 wurde festgestellt, dass sich die gesamte obere Atmosphäre der Venus in rund vier Erdtagen einmal um den Planeten dreht, der für eine Rotation rund 248 Erdtage benötigt. Wodurch diese "Superrotation" zustande kommt, ist immer noch nicht völlig verstanden und eines der Forschungsgebiete von Venus Express.

Ebenfalls noch immer ungeklärt ist, welcher Stoff in der überwiegend aus feinsten Schwefelsäuretröpfchen bestehenden Wolkendecke die unterschiedlichen Wolkenmuster erzeugt. Man spricht daher vom "unbekannten Ultraviolett-Absorber". Im Juli und August 2007 beobachtete Venus Express unseren Nachbarplaneten im Abstand von wenigen Tagen. Es zeigte sich, dass sich die Wolkendecke in kurzen Zeiträumen drastisch verändern kann.

Innerhalb von nur einem Tag breitete sich ein heller Fleck nahe des Äquators über fast die gesamte Südhemisphäre der Venus aus. Schon wenige Tage später war die riesige Aufhellung wieder verschwunden und die Venus zeigte ihr übliches Gesicht aus hellen und dunklen Streifen, die sich konzentrisch um die Pole winden.

Die Forscher um Dmitri Titow am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau vermuten, dass es sich bei diesen Aufhellungen um relativ dünne Schichten aus Schwefelsäuretröpfchen handelt, die durch Zirkulationsprozesse kurzfristig in höhere Schichten der Venusgashülle gewirbelt werden. Die Ursache ist unbekannt, möglicherweise ist hierfür die dichte untere Atmosphäre verantwortlich. Auch eine Wechselwirkung mit der Sonnenaktivität wird nicht ausgeschlossen.

Das Forscherteam nimmt an, dass die kurzlebigen Schwefelsäureschichten durch die intensive ultraviolette Strahlung der Sonne photochemisch zersetzt werden, wobei die Schwefelsäuremoleküle aufbrechen. Bei diesem Vorgang entweicht vor allem der freigesetzte leichte Wasserstoff ins All, während die Schwefel- und Sauerstoffatome mit anderen Bestandteilen in der Gashülle reagieren.

TA

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