Epidemie: "Ebola bedroht den Weltfrieden"
Die Zahl der bekannten Ebolafälle in Westafrika verdoppelt sich gegenwärtig alle drei Wochen. Bislang wurden mindestens 5300 Menschen mit dem Virus infiziert, mehr als 2600 sind daran gestorben. Angesichts der dramatischen Dimension in den vor allem betroffenen Ländern Sierra Leone, Guinea und Liberia warnten die Vereinten Nationen in einer am Donnerstag verabschiedeten Resolution vor einer Bedrohung des internationalen Friedens: Die ohnehin von jahrelangen Bürgerkriegen geplagten Länder stünden kurz vor dem Zusammenbruch; massive Unterstützung von außen sei nötig, um der Krise zu begegnen und die weitere Verbreitung von Ebola zu stoppen. Die kaum vorhandene medizinische Infrastruktur Westafrikas kommt demnach fast zum Erliegen, verzweifelte Angehörige transportieren eventuell an Ebola Erkrankte mit Motorradtaxis oder auf offenen Pick-ups von einem überfüllten Krankenhaus zum nächsten, was das Risiko für weitere Ansteckungen massiv erhöht. Erste Prognosen, basierend auf Computermodellen zur Ausbreitung des hämorrhagischen Fiebers, gehen von bis zu 15 000 Erkrankten bis Mitte Oktober aus, sollten nicht drastische Maßnahmen greifen.
US-Präsident Barack Obama will deshalb 3000 Soldaten nach Liberia entsenden, die dort Behandlungszentren aufbauen und und Helfer schützen sollen. Sierra Leone hat unterdessen eine dreitägige Ausgangssperre erlassen: In dieser Zeit sollen medizinische Helfer von Haus zu Haus gehen, um Kranke ausfindig zu machen – ein Vorhaben, das internationale Helfer allerdings stark kritisieren und als kontraproduktiv einschätzen, da es an qualifiziertem Personal mangele. Welches Risiko diese Teams eingehen, zeigt zudem ein Vorfall in Guinea: Mehrere Mitglieder eines Aufklärungsteams wurden dort von aufgebrachten Dorfbewohnern ermordet, weil man sie verdächtigte, dass sie selbst Menschen töten wollten. "Ärzte ohne Grenzen" warfen der Bundesregierung inzwischen Untätigkeit vor, weil sie bislang zu wenig Hilfe zugesagt habe. Ebola verschärft zudem die allgemeine Versorgungssituation in den westafrikanischen Staaten: Ernten bleiben auf den Feldern, Märkte sind geschlossen, und Erkrankungen wie Malaria oder Aids können kaum mehr behandelt werden, weil die Kapazitäten fehlen.
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