US-Behördenchef warnt: Ebola möglicherweise nicht mehr kontrollierbar
Der Direktor der US-amerikanischen Behörde für Seuchenschutz (Centers for Disease Control and Prevention) Robert Redfield warnte am Montag, der aktuelle Ebola-Ausbruch im Kongo könne möglicherweise nicht beendet werden. Fachleute müssten die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass sich die Krankheit in der betroffenen Region dauerhaft festsetzt, sagte der Virologe bei einem Informationsgespräch in der US-Bundeshauptstadt Washington. Gleichzeitig beginnt in Uganda, das direkt an Nord-Kivu grenzt, eine Impfkampagne für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitssystems. Damit soll der Gefahr begegnet werden, dass der Ausbruch aufs Nachbarland übertritt.
Bisher sind bei der Epidemie etwa 300 Menschen infiziert worden, 186 starben an dem Virus; es ist der dritte Ebola-Ausbruch seit der großen Epidemie in Westafrika zwischen 2014 und 2016, bei der über 10 000 Menschen starben. Alle bisherigen Ausbrüche wurden mit Hilfe von Quarantäne, Nachverfolgung möglicher Infizierter und strikter Hygienemaßnahmen – und neuerdings Impfungen – schließlich eingedämmt, doch weil in Nord-Kivu bewaffnete Gruppen gegeneinander kämpfen, erreichen die Seuchenfachleute nur einen Teil der Betroffenen. Medizinische Teams in der Region müssten bei der Behandlung von Infizierten jederzeit Angriffe fürchten, berichtet der Arzt Eric Mukama im »Guardian«.
Die Kombination aus der im Oktober 2018 deutlich verschlechterten Sicherheitslage und dem verbreiteten Misstrauen gegen die staatliche Seuchenbekämpfung erhöht das Risiko, dass sich Ebola unkontrolliert ausbreitet. So wurde jetzt bekannt, dass ein Infizierter ein Behandlungszentrum in der Stadt Beni verlassen hatte und in einer wegen der schlechten Sicherheitslage unzugänglichen Zone mindestens drei andere Menschen mit der Seuche ansteckte. Bei mehr als der Hälfte der neuen Ebola-Fälle ist nach Angaben der kongolesischen Behörden derzeit der Ansteckungsweg nicht bekannt.
Sollte sich der Ausbruch tatsächlich als nicht mehr kontrollierbar erweisen, würde sich der Erreger in Nord-Kivu dauerhaft und in unvorhersehbarer Weise verbreiten. Das hätte wohl erhebliche Auswirkungen auf Handel und Bewegungsfreiheit in der gesamten Region. Nicht zuletzt könnte ein solcher Ausbruch sogar größer werden als die letzte große Epidemie in Westafrika: In der betroffenen Region leben rund sechs Millionen Menschen – etwa ein Viertel mehr als in dem seinerzeit am schwersten betroffenen Land Liberia. In einem am 1. November 2018 veröffentlichten Strategiepapier forderte das Center for Strategic and International Studies, ein Think Tank in Washington, eine neue und verbesserte Strategie gegen die Seuche.
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