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Verhaltensforschung: Echte Kavaliere

Grillenmännchen opfern sich für ihre Weibchen.
Feldgrille
Viele männliche Insekten neigen dazu, nach der Paarung in der Nähe des Weibchens zu verweilen. Bisher nahmen Forscher an, die Männchen wollten ihre Partnerin zum Bleiben zwingen, um sie daran zu hindern, sich mit einem Rivalen einzulassen. Nun aber offenbart die Feldgrille ein kooperatives Verhalten zwischen den Geschlechtern: Das männliche Tier bleibt bei seinem Weibchen und beschützt es, lässt ihm aber ansonsten besonders viel Freiraum.

Feldgrillen auf dem Weg in ihren Unterschlupf | Feldgrillen (Gryllus campestris) ziehen sich für die Zweisamkeit gern in einen geschützten Bau zurück. Naht ein Feind, hat das Weibchen den Vortritt. Oftmals ist es dann zu spät für das Männchen, und man findet (wie hier im Bild) nur noch seine Überreste.
Rolando Rodríguez-Muñoz von der englischen University of Exeter und sein Team beobachteten in Nordspanien eine wild lebende Population von Feldgrillen (Gryllus campestris) über drei Paarungszeiten hinweg. Die Forscher filmten markierte Tiere und entnahmen von ihnen DNA-Proben, um die Nachkommen genetisch dem richtigen Vater zuordnen zu können. Die mehreren tausend Stunden Filmmaterial zeigten schließlich, wie kooperativ sich Männchen und Weibchen nach der Paarung verhielten.

Die Feldgrillenmännchen erwiesen sich als wahrhaft ritterlich! Sie beobachteten das Weibchen stets aus sicherer Entfernung, versperrten ihm aber niemals den Weg. In Gefahrensituationen warteten sie ab, bis sich ihre Partnerin im sicheren Unterschlupf gerettet hatte. Erst dann suchten sie selbst Schutz darin. Diese Fürsorge bezahlten sie häufig mit ihrem Leben: Männchen in Paarkonstellationen wurden rund viermal häufiger Opfer von gefräßigen Räubern als alleinstehende Grillen, während die weiblichen Tiere in Partnerschaften fast immer überlebten. Das Männchen konnte sich durch sein Schutzverhalten allerdings viel häufiger erneut mit seinem Weibchen paaren und somit mehr Nachkommen zeugen.

Üblicherweise werden Insekten im Labor in einer kleinen Box untersucht – mit dem Ergebnis, dass die Männchen die Weibchen nach der Paarung teilweise aggressiv kontrollieren. Die künstlich beengte Umgebung könne die Tiere aber zu unnatürlichem Verhalten verleiten, vermutet Rodríguez-Muñoz. Daher sei es wichtig, auch andere Insekten vermehrt in ihrem natürlichen Lebensraum zu beobachten. (mb)
  • Quellen
Curr. Biol. 10.1016/j.cub.2011.08.053, 2011

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