Kommerzielle Raumfahrt: Eigener Picosatellit für 8000 Dollar
Ein unabhängiges privates Unternehmen aus den USA bietet erstmals Satellitenstarts für jedermann. Im Preis von 8000 Dollar (5500 Euro) inbegriffen ist der Flug mit einer von Interorbital Systems (IOS) selbst entwickelten Kleinträgerrakete auf eine Höhe von 310 Kilometern, sowie ein Standardbausatz für die Außenhülle und die wichtigste Elektronik.
750 Gramm darf einer der 13 Zentimeter langen "TubeSat"-Zylinder insgesamt wiegen. Abzüglich der Hülle bleiben dabei aber nur knapp 200 Gramm für Nutzlast. Allerdings bietet IOS gegen einen entsprechenden Aufpreis auch Modelle mit bis zu vierfacher Länge an. Der erste Start von 32 Zylindern soll Ende des Jahres 2010 erfolgen.
Der Name TubeSat errinnert sicherlich nicht zufällig an das Projekt CubeSat an der California Polytechnic State University. Seit dem Jahr 2003 fliegen unter der Leitung der Kalifornier wüfelförmige Picosatelliten mit einer Kantenlänge von zehn Zentimetern und einem Gewicht von einem Kilogramm ins All. Die Entwürfe stammen dabei von Studenten der Raumfahrttechnik aus der ganzen Welt. Die Flüge erfolgen als Sekundärnutzlasten auf russischen, japanischen und indischen Raketen.
Die Flugzeit der Zylinder wird wenige Wochen bis Monate betragen, denn auf ihrem niedrigen Orbit werden die Körper schnell von der Atmosphäre gebremst und verglühen danach beim Wiedereintritt.
Eine der wichtigsten möglichen Anwendungen ist der Einsatz als Funkrelais. Im Bausatz enthalten ist ein UHF-Sendeempfänger mit einer Leistung von einem Watt. Das wäre ausreichend für die Kommunikation mit einem Handfunkgerät. Auch Messungen der Höhenstrahlung, des Erdmagnetfelds, oder des Verhaltens von Materialproben in der Schwerelosigkeit wären möglich.
Schwierig wird sich dagegen der Einsatz als Kamerasatellit erweisen, denn die Zylinder sind standardmäßig nicht lagestabilisiert oder gar steuerbar. Dies mit Hilfe von Kreiseln oder Magnetspulen zu erreichen, wäre jedoch eine Herausforderung angesichts der geringen Nutzlast. Auch im Rahmen des CubeSat-Programms ist das Berliner Institut für Luft- und Raumfahrt bisher der einzige Teilnehmer, der an gesteuerten Picosatelliten forscht.
Ralf Strobel
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