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Astrophysik: Ein Auge in die Vergangenheit

Wollen Astronomen tiefer ins Weltall blicken, als die moderne Technik es erlaubt, nutzen sie gerne so genannte Gravitationslinsen. Diese stehen immer dann zur Verfügung, wenn zwischen einem weit entfernten Objekt und der Erde eine große Galaxie liegt, die im Idealfall den Raum so krümmt, dass das Licht aus der Ferne gebündelt und verstärkt wird. Dank einer solchen Anordnung konnten Dan Stark vom California Institute of Technology in Pasadena und Kollegen aus Durham und Cardiff jetzt ungewöhnlich weit in den Kosmos spähen. In achtfacher Vergrößerung entdeckten sie eine Galaxie, die 11 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und damit nur knapp zwei Milliarden Jahre nach dem Urknall entstanden ist. Das erlaubte den Forschern bisher ungeahnte Einblicke in die Entwicklung der frühesten Milchstraßensysteme.

Wegen des starken Linseneffekts konnten Stark und Kollegen die Materieverteilung und das Geschwindigkeitsfeld der fernen Galaxie erkennen. Dabei wurde ersichtlich, wie das gesamte System sich zu drehen beginnt und Spiralarme entwickelt. Es gehört nicht viel Phantasie dazu, sich vorzustellen, wie daraus im Laufe der Jahrmilliarden ein Gebilde hervorgeht, das aussieht wie unsere Milchstraße.

Die Gravitationslinse im Vordergrund ist nur 2,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Das Licht der dahinterliegenden Galaxie umrahmt sie auf Grund der geometrischen Verhältnisse in Form eines fast perfekten Rings. Deswegen erscheinen uns beide gemeinsam wie ein großes Auge – was dem Objekt den Namen "Cosmic Eye" eintrug.

Vera Spillner

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